Dramatisches Rennen mit Sensationssieg

(NÜRBURGRING) Dirk Adorf (Altenkirchen) und Hermann Tilke (Aachen) gewannen auf dem Nürburgring mit einem Jaguar V8STAR den 35. ADAC-Barbarossapreis des MSC Sinzig, neunter von elf Läufen zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft. Sie sorgten für eine kleine Sensation, denn es war der erste große Erfolg in einem Langstreckenrennen für ein Fahrzeug aus der V8STAR-Serie. Ein Erfolg nicht nur für die Fahrer und Team Sagarage von Toni Plechatsch, sondern auch für das V8STAR-Rennwagenkonzept. Adorf/Tilke fuhren 24 Runden auf dem 24,433 Kilometer langen Kurs aus Nürburgring-Nordschleife und verkürzter Grand-Prix-Strecke und erzielten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 161,08 km/h. Auf den zweiten Platz kam mit über eineinhalb Minuten Rückstand der Manthey-Porsche GT3 MR von Martin Wurst/Reinhold Renger (Oppenweiler/Rothenburg) vor einem weiteren Manthey-Porsche mit Teamchef Olaf Manthey (Meuspath) und Wilhelm Dieter Kern (Kleinaspach). Den Erfolg von Manthey-Racing komplettierten Michael Jacobs/Bert Lambrecht/Paul Hulverscheid (Stolberg/Belgien/Wipperfürth) mit dem fünften Gesamtrang und dem Sieg in der Wertungsgruppe der Cup-Fahrzeuge. Hulverscheid und Lambrecht führen mit neun Klassensiegen in neun Rennen auch weiter die Gesamtwertung an, haben allerdings wegen des Wertungsmodus´, der drei Streichresultate vorsieht, praktisch keine Chance mehr, den Meistertitel zu gewinnen.

Spannung, Dramatik und Tragik gaben sich beim neunten BFGoodrich-Langstreckenmeisterschaftslauf ein Stelldichein. Spannend war das Rennen von Anfang an, dramatisch wurde es in der Schlussphase, tragisch endete es für einige Titelaspiranten. Zum Beispiel für die Remscheider Andreas Motte und Dr. Thomas Stoltz, deren BMW M3 in der letzten Runde als Klassenprimus ohne Benzin stehen blieb. Davon profitierten die Zwillingsbrüder Jürgen und Heinz-Otto Fritzsche aus Hückeswagen. Sie kamen mit dem Opel Corsa von Kissling-Motorsport beim Barbarossapreis wegen eines Elektronikproblems in der ersten Runde zwar auch nur auf den sechsten Platz in ihrer Klasse, sind aber unter Berücksichtigung eines Streichresultats mit 73,53 Punkten Tabellenführer vor Hulverscheid/Lambrecht (73,14).

Die Anfangsphase des Rennens wurde von der furiosen Fahrt des amtierenden Meisters Mario Merten (Nürburg) im BMW M3 GTRS von Scheid Motorsport (Kottenborn) bestimmt. Merten hatte sich mit Trainingsbestzeit die Pole Position gesichert. Er behielt nach dem Start die Spitze und fuhr in Runde zwei mit 8:37.35 Minuten (170,016 km/h) auch die schnellste Runde des Tages. In der sechsten Runde aber versteinerten sich in der Box die Gesichter von Johannes Scheid (Kottenborn) und Oliver Kainz (Kottenheim), die nach Merten den BMW fahren sollten. Ein „glatter Bruch“ der Kardanwelle beendete die Fahrt von „Super-Mario“ Merten und die Hoffnungen des Teams auf den dritten Tagesgesamtsieg in dieser Saison. Technische Defekte beendeten oder unterbrachen auch die Fahrt anderer Favoriten: Am Porsche von Peter Mamerow (Castrop-Rauxel) und Klaus Niedzwiedz (Waltrop) machte ein Schaden an der Hinterachsaufhängung einen längeren Boxenstopp erforderlich. Sie konnten das Rennen dann aber wieder aufnehmen und beendeten es nach toller Aufholjagd als Elfte, einen Platz hinter Altmeister Harald Grohs (Essen) und Werner Fischer (Waiblingen). Schlechter als Niedzwiedz/Mamerow erging es „Solist“ Artur Deutgen. An seinem Dolate-BMW M3 brach ein Gelenk an der Radaufhängung hinten links, und das Rennen war für ihn zu Ende.

Immer in der Spitzengruppe zu finden war das spätere Siegerauto. Rennstrecken-Architekt Tilke lieferte als Startfahrer in den ersten zehn Runden eine schnelle, solide Leistung und übergab den Wagen dann an Adorf. Ulrich Galladé (Wetter), sonst ebenfalls zur Stammbesetzung des Jaguar V8STAR gehörend, hatte dieses Mal die Funktion des Teamchefs übernommen. Er hatte sich bei einem Mountainbikeunfall den Daumen der linken Hand gebrochen und konnte nicht starten. Die Taktik die das Team für das Rennen ausgedacht hatte, war entscheidend für den Erfolg: Man holte Adorf nach fünf Runden bereits wieder an die Box, tankte noch einmal voll und montierte neue Reifen. So konnte der Westerwälder das Rennen zu Ende fahren, ohne noch einmal, möglicherweise zur „Rush Hour“ in der Boxengasse, einen Stopp zu machen. Der Weg an die Spitze war für Adorf alles andere als ein Spaziergang. Erst in der 22. Runde war er vorn. Als ihm Galladé in der 23. Runde über Funk sagte: „Mach langsam, du hast nur noch 45 Sekunden, bis die dreieinhalb Stunden des Rennens vorbei sind, und du hast 60 Sekunden Vorsprung“, verstand Adorf „16 Sekunden“ und fuhr kurz vor Ablauf der Renndistanz von 3,5 Stunden über die Ziellinie, was nicht nur ihm, sondern dem gesamten Feld hinter ihm noch eine weitere Runde abverlangte. Die nicht für alle so glücklich verlief wie für die Sieger, die nicht nur schnell fuhren, sondern auch genügend Treibstoff an Bord hatten.

149 Fahrzeuge hatten für das Rennen trainiert, 144 starteten, 100 erreichten in Wertung das Ziel. Zahlen, die für die BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft als beste Breitensport-Rennserie Europas sprechen, und Zahlen, die noch zwei spannende Rennen erwarten lassen. Als nächstes das DMV-250-Meilen-Rennen des AC Monheim am 11. Oktober, und am 25. Oktober das Saisonabschlussrennen DMV-Münsterlandpokal des MSC Münster.