Jetzt regiert endgültig der Taschenrechner – Vor dem 9. Lauf steigt die Spannung in der Langstreckenmeisterschaft

NÜRBURGRING. Am Samstag, 27. September, beginnt für die BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring mit dem 35. ADAC-Barbarossapreis des MSC Sinzig endgültig der Endspurt im Titelrennen. Der neunte der insgesamt elf Läufe der besten europäischen Langstreckenserie geht über 3,5 Stunden. Nach dem 6-Stunden-ADAC-Ruhr-Pokal-Rennen, das allerdings wegen eines Unfalls auf fünf Stunden verkürzt wurde, ist jetzt wieder die kürzeste VLN-Distanz (VLN = Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring) angesagt. Der Kampf der Titelfavoriten um weitere Klassensiege rückt endgültig in den Mittelpunkt des Interesses, das Rennen um den Tagesgesamtsieg bringt kaum weniger Faszination.

Bestünde die BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft nur aus acht Rennen, hießen die Nachfolger des Nürburgers Mario Merten, des Meisters 2002, Paul Hulverscheid und Bert Lambrecht. Nach acht Rennen und acht Klassensiegen in der Kategorie Porsche Carrera Cup 2002 sind der Wipperfürther und sein belgischer Partner mit dem Manthey-Porsche 911 GT3 mit 72,72 Punkten Tabellenführer. Und keiner der vielen Fans, die zum Teil seit Jahren zu jedem VLN-Lauf kommen, würde Paul Hulverscheid den Titel nicht gönnen. Aber die Regeln lassen die Chancen des Mannes, dessen Motorsportkarriere als Streckenposten begann und der als Fahrer seit ihrer ersten Saison im Jahr 1977 in der VLN startet, geringer werden. Eine entscheidende Rolle für die vergebenen Punkte spielt die Zahl der Teilnehmer in der Klasse, und gewertet werden am Saisonende für die Meisterschaft die acht besten Ergebnisse eines Teilnehmers. Die Klasse von Hulverscheid/Lambrecht ist bei allen Läufen weniger stark besetzt als die der anderen Favoriten.

Nach acht Rennen muss daher bereits mit mindestens einem Streichresultat operiert werden, um ein realistischeres Tabellenbild zu bekommen. Und bei einer Wertung „acht minus eins“ führen Jürgen und Heinz-Otto Fritzsche. Einen Ausfall hatten die Hückeswagener Zwillinge, ansonsten immer Klassensiege, macht 67,46 Punkte. Die Fritzsches fahren in der Klasse der VLN-Serienwagen bis 1850 ccm einen Opel Corsa Sport. Der Wagen wurde von Kissling-Motorsport aufgebaut, und die Zwillinge aus dem Bergischen lernen mit ihm seit Saisonbeginn eine an Siege gewöhnte BMW-Armada das Fürchten. Abzüglich eines „Nullers“, ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt Ruhr-Pokal-Rennen, sind hinter den Fritzsches auf dem dritten Platz die Remscheider Dr. Thomas Stoltz und Andreas Motte mit ihrem BMW M3 zu finden. 64,50 Punkte zieren ihr Konto. Auf Platz fünf in dieser Tabelle dann Hulverscheid und Lambrecht mit 63,97 Punkten. Was zeigt, dass sie es nur dann schaffen können, wenn ihre Klasse plötzlich gigantische Teilnehmerzahlen verzeichnet, oder die anderen Favoriten in den letzten drei Rennen überdimensional viel Pech haben, was beides nicht zu erwarten ist. Hulverscheid/Lambrecht werden daher nicht so sehr die Jagd auf den Titel im Auge haben, die sie ohnehin nicht aktiv beeinflussen können, sondern versuchen, am Ende elf Klassensiege errungen zu haben.

Wer jetzt schon mal zwei Streichresultate ins Kalkül zieht, stellt fest, das auch dann die Fritzsche-Twins vorne sind, mit insgesamt 57,76 Punkten. Dahinter dann aber nicht mehr Hulverscheid und Lambrecht (57,96 P), sondern Dr. Stoltze und Motte mit 57,71 Punkten, gefolgt von den derzeitigen Gesamtführenden mit54,97 Zählern.

Für die Antwort auf die Frage nach dem Tagesgesamtsieg beim ADAC-Barbarossapreis gibt es einen klaren Favoriten, den Porsche 996 von Jürgen Alzen. Mit diesem Wagen, von der Kokurrenz als „Super-Auto“ bewundert und gefürchtet, gewann die Mannschaft Uwe Alzen/JürgenAlzen/Arno Klasen (Betzdorf/Kausen/Karlshausen) den jüngsten Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft. Wenn es an diesem Auto keine technischen Probleme gibt, ist ein erneuter Erfolg schwerlich zu verhindern. Doch auch ein „Super-Porsche“ ist nicht gegen Defekte gefeit, und die Wahrheit liegt auch beim 35. ADAC-Barbarossapreis nur auf der Rennstrecke. Die wiederum besteht aus der Nürburgring-Nordschleife und der verkürzten Grand-Prix-Strecke und ist 24,433 Kilometer lang.