NÜRBURGRING. Mit dem längsten ihrer insgesamt zehn Läufe startet die BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring am Samstag, 4. August, in die zweite Saison-Halbzeit. Das ADAC-Ruhr-Pokal-Rennen, veranstaltet vom MSC Ruhrblitz Bochum, gilt als jährlicher Höhepunkt der von der „Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring“ (VLN) organisierten attraktivsten Langstrecken-Rennserie Europas. Entsprechend groß ist das Interesse der Fahrer und Teams. 194 Fahrzeuge sind genannt. Rennleiter Horst Golombeck: „Das bestätigt einerseits die besondere Stellung unseres Rennens, andererseits aber auch den Gesamttrend in der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft. Denn auch bei den bisherigen fünf Läufen lagen die Nennungsergebnisse weit über den Vorjahres-Vergleichszahlen.“
Auch bei den Zuschauern ist das Interesse gewachsen. Im Durchschnitt sind es bei den Rennen jetzt 17.000 Fans, die sich das VLN-Vergnügen an der Nordschleife, auf der Haupttribüne am Grand-Prix-Kurs, im Fahrerlager und sogar an den Boxen gönnen. Denn größere Freiheit als bei der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft genießen die Besucher bei keinem anderen Rennen.
VLN-Geschäftsführer Karl-Heinz Gürthler will den Bereich Fahrerlager für die Fans noch attraktiver gestalten. Dabei kann er auf die tätige Hilfe von Reifenhersteller BFGoodrich Tires, seit dieser Saison Hauptsponsor der Serie, rechnen. Der BFGoodrich-Truck ist inzwischen beliebtes Fahrerlager-Zentrum für Show, Unterhaltung und Aktionen. Natürlich wird er auch beim ADAC-Ruhr-Pokal-Rennen am Start sein. Und das schon am Freitagabend, wenn unter dem Motto „Typisch Bochum“ eine Fête im Fahrerlager steigt. Vor allem Brat- und Currywurst von Dönninghaus, über Bochums Grenzen hinaus als „beste Wurst im Revier“ bekannt, und auf der feinen Insel Sylt als „Kultwurst“ begehrt, wird es reichlich geben. Für Flüssiges wird gleichfalls gesorgt sein.
Bochum ist die Heimat des MSC Ruhrblitz. Bochum steht aber auch für den Blitz, der als Opel-Emblem weltweiten Bekanntheitsgrad erreicht hat. Die Verbundenheit von MSC Ruhrblitz und Opel-Blitz wird auch beim Ruhr-Pokal-Rennen deutlich. Direktor Jan Brems, Chef der Opel-Werke Bochum, kommt zusammen mit weiteren Bochumer Opel-Managern zum Nürburgring. Alain Uyttenhoven, Mitglied des Opel-Verstands in Rüsselsheim, steigt selbst ins Cockpit. Zusammen mit Andreas Graf Praschma, der wiederum in Bochum für die Opel-Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, fährt er beim 6-Stunden-Rennen einen Opel Zafira. Gast in der Opel-Lounge und an der Rennstrecke ist auch Schauspieler Norbert Heisterkamp, bekannt als „Harry“ aus der Ruhrpott-Comedy-Serie „Alles Atze“. Auch die Stadt Bochum zeigt ihre Verbundenheit zum MSC Ruhrblitz. Schließlich ist das Rennen auf dem Nürburgring die größte Veranstaltung, die ein Bochumer Verein außerhalb des Profifußballs in eigener Regie veranstaltet. Bürgermeisterin und Vorsitzende des Stadtsportbundes Gaby Schäfer und Stadtdirektor Gerd Kirchhoff, zugleich Dezernent für Sport, kommen zum Nürburgring.
Wer wird erster Titelträger der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring? Diese Frage bewegt vor dem sechsten Lauf naturgemäß viele Fahrer und Experten. Aber um eine aussagekräftige Antwort drücken sich die meisten. Wir haben Fahrer gefragt, die derzeit an der Spitze der Tabelle rangieren. Der Berliner Manfred Werker steht zusammen mit seinem Münchener Fahrer-Partner Ivano Giuliani ganz oben. In allen bisherigen fünf Rennen schafften sie mit ihrem BMW 318is jeweils den Klassensieg. Doch Werker ist vorsichtig, wenn es um eine Prognose in eigener Sache geht. Kennt er doch das VLN-Reglement genau, das bei der Punktevergabe die jeweilige Klassenstärke berücksichtigt und das am Saisonende jedem Fahrer zwei Streichresultate zubilligt. Werker: „Wir haben bisher mit fünf Klassensiegen das Maximum erreicht. Dennoch rechnen wir nicht mit dem Titelgewinn. In unserer Klassen könnten wir etwas mehr Konkurrenz gut gebrauchen. Also, wenn wir am Saisonende Dritter sind, ist das ein realistischer Platz.“
Noch vorsichtiger äußert sich der Mülheim-Kärlicher Harald Thönnes, VLN-Vizemeister in der Saison 2000. Fünf Klassensiege hat er, immer als Alleinfahrer, mit seinem VW Polo 16V herausgefahren. Aber auch er leidet unter der Unterbesetzung seiner Hubraumklasse. „Ich schiebe den Gedanken an den Titel ganz nach hinten“, sagt Thönnes. „Ich bin froh, dass bis jetzt kein Ausfall drin ist. Aber im Endeffekt sage ich, was ich immer sage: Ein Platz unter den ersten Fünfzehn ist schon gut.“
Auch die Zwillinge Jürgen und Heinz-Otto Fritzsche aus Hückeswagen haben mit dem Opel Astra OPC von Kissling fünf Klassensiege geschafft und nehmen Tabellenrang vier ein. Aber Titelambitionen sollten sie noch nicht hegen. Denn auch für sie gilt: Viel Feind viel Ehr‘. Auf die BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft übertragen: Je mehr Autos in der Klasse, desto mehr Punkte für Klassensieger und Platzierte.
Zu den „heißen“ Favoriten zählen Fahrer, die es bisher zwar nur auf vier Klassensiege gebracht haben, aufgrund hoher Starterzahlen in ihrer jeweiligen Klasse aber im Erfolgsfall kräftig absahnen. Radsport-Legende Klaus-Peter Thaler (Gevelsberg) und Heinz Remmen (Finnentrop) gehören zu diesen Titelaspiranten. Sie fahren in einer stark besetzten Klasse einen Opel Astra mit zwei Liter Hubraum und werden an 20. Stelle geführt. Würde schon bei Halbzeit für jeden Fahrer ein Streichresultat gewertet, wären Thaler/Remmen Dritte, vor sich nur die in der Honda Accord Challenge startenden Joachim Schirra (Riedstadt) und Jürgen Delkus (Wesseling). Ein Ausfall bei vier Klassensiegen hat sie nach langer Führung auf den aktuellen Platz 18 durchgereicht.
Für Schirra/Delkus und Thaler/Remmen gilt aber gleichermaßen: Sie haben nur noch einen „Fehlschuss“ und müssen ansonsten, um Meister zu werden, am besten noch vier Mal gewinnen. Das ADAC-Ruhr-Pokal-Rennen wird mehr Licht in die Tabelle bringen, letzte Klarheit wird es aber wohl auch in der 25. VLN-Saison erst ganz am Saisonende geben. So lange bleibt es spannend.
So offen wie die Meisterschaft ist auch der Tages-Gesamtsieg beim Rennen des MSC Ruhrblitz. Immerhin gab es in den bisherigen fünf Rennen vier verschiedene Sieger-Teams. Nur der Wuppertaler Edgar Dören und sein Partner Christian Lück (Wiehl) waren auf Porsche 911 RSR zwei Mal erfolgreich. Je einmal gewannen Ulrich Galladé/Olaf Manthey (Dortmund/Meuspath) auf Porsche 996 GT, Carl Reh/Reinhard Rittmeier (Trier/Wermelskirchen) auf Chrysler Viper und Jürgen Alzen/Arno Klasen (Kausen/Karlshausen) auf Porsche 996 GT. Sie alle gehören auch am 4. August zu den Favoriten, wenn sie auch die Rechnung nicht ohne weitere Porsche-Teams machen dürfen. Genauso wenig wie ohne den BMW M3 von Tobias Hagenmeyer (Schwieberdingen) und Michael Bäder (Ofterdingen) oder den BMW MR GTRS des VLN-Rekordmeisters Johannes Scheid aus Kottenborn.
Zeitplan ADAC-Ruhr-Pokal-Rennen:
Freitag, 3. August, 18 bis 22 Uhr, „Typisch Bochum“ – Fete für alle Freunde der VLN im Fahrerlaer.
Samstag, 4. August, 8.30 Uhr bis 10 Uhr Zeittraining; 12 Uhr Start zum Rennen über sechs Stunden.