NÜRBURGRING. Zurück zur Normalität mit verbesserten Vorzeichen, steht als Überschrift über dem dritten Lauf zum Veedol Langstreckenpokal 2000 am Samstag, 29. April, auf dem Nürburgring. Der „29. ACAS-ADAC-BilsteinCup“, veranstaltet vom Automobil-Club Altkreis Schwelm, kündigt eine Premiere und ein Comeback an.
Die Premiere: Zum ersten Mal wird die neue Boxenanlage des Nürburgrings für ein Rennen komplett zur Verfügung stehen. Die 30 neuen „Super-Boxen“ und die 14 Meter breite Boxengasse werden von den VLN-Teams quasi eingeweiht. Ende vergangener Woche kam von der Nürburgring GmbH grünes. Licht. Nicht zuletzt legt man bei der Nürburgring GmbH auch Wert darauf, dass vor dem Großen Warsteiner Preis von Europa (19. bis 21. Mai) die neue Anlage benutzt wird. Ein Test in der Praxis, um zu sehen, ob alles funktioniert.
Das Comeback: Nach einem Rennen Pause wird beim Bilstein-Cup wieder das amtierende Meisterteam Hans-Jürgen Tiemann/Peter Zakowski (Soltau/Niederzissen) auf Oreca Chrysler Viper am Start sein. Nach dem Sieg im Auftaktrennen hatte der VLN-Technik-Ausschuss der Viper technische Einschränkungen auferlegt: Erhöhung des Gewichts um 100 Kilogramm und Verringerung des Durchmessers des Luftmengenbegrenzers (Air-Restriktor) um 1,5 Millimeter. Daraufhin hatte Zakspeed seine Nennung für den zweiten VLN-Lauf zurückgezogen. In einem Gespräch mit dem Technik-Ausschuss und Zakspeed einigte man sich nun auf die Gewichtserhöhung um 100 auf 1300 Kilo, der Air-Restriktor bleibt unverändert (30,8 Millimeter Durchmesser.
Zwei VLN-Rennen wurden unter äußerst schwierigen Bedingungen durchgeführt. Organisation, Teams und Teilnehmer waren gleichermaßen eingeengt und zugleich herausgefordert, das Beste aus den nicht optimalen Vorgaben zu machen, was in den meisten Fällen, aber dennoch nicht immer gelang. Die Nordschleife allein als Rennstrecke, die Start- und Zielgerade des Grand-Prix-Kurses zu Boxengasse und Fahrerlager umfunktioniert, jeweils zwei 15-minütige Zwangsstopps für jedes Fahrzeug. – wirklich befriedigen konnte das keine der beteiligten Seiten.
Mit dem dritten Lauf in der Millenniums-Saison kehren alle wieder zu „geordneten Verhältnissen“ zurück. VLN-Organisation, Veranstalter und vor allem Fahrerinnen und Fahrer können aufatmen. Und sie können sich freuen, eine neue Boxenanlage in Betrieb nehmen zu können, die derzeit Ihresgleichen in der Welt sucht.
Die neue Boxenanlage hat 30 Boxen und ist 264 Meter lang, 64 Meter länger als früher. Jede Box ist 7 Meter breit, 19 Meter tief und fünf Meter hoch; 4 bis 4,50 Meter Durchfahrhöhe lassen auch Trucks genügend „Kopffreiheit“. Über den Boxen gibt es 27 VIP-Lounges, dazu zwei ellipsenförmige Super-VIP-Lounges. Ganz oben, über den Lounges bietet eine 4000 Quadratmeter große Dachterrasse Platz für Veranstaltungen und die Bewirtung von Gästen. Während die Boxen bezugsfertig sind, wird in den VIP-Lounges noch an der Inneneinrichtung gearbeitet. Kein Problem für das VLN-Rennen. Denn die VIPs beim Veedol Langstreckenpokal sind die Fahrerinnen und Fahrer. Und sie finden den Kontakt zu ihren Fans im Fahrerlager und in den Boxen. Denn das ist es unter anderem auch, was die Faszination des Veedol Langstreckenpokals ausmacht: Es ist eine Serie mit Familiencharakter.
Am 29. April bezieht diese Großfamilie eine neues (Boxen-)Haus in gewohnter Lage und einige Unstimmigkeiten, die durch die „Evakuierung“ bei den beiden letzten Rennen aufgekommen waren, dürften ganz schnell vergessen sein.
Zumal der dritte Lauf zum Veedol Langstreckenpokal Nürburgring 2000 alle Voraussetzungen hat, ein sportliches Highlight zu werden. Erstmals in diesem Jahr geht ein Lauf über den klassischen VLN-Kurs aus Nordschleife und Kurzanbindung der Grand-Prix-Strecke. Das Rennen geht über vier Stunden. Nach Ablauf der vier Stunden wird das bis dahin führende Fahrzeug als erstes abgewinkt.
Wie stark ist die Chrysler Viper von Tiemann/Zakowski nach der 100-Kilo-Zwangsmast? Können Johannes Scheid und Kurt Thiim (Kottenborn/Dänemark), die Gesamtsieger des zweiten Laufes, mit dem Scheid-BMW M3 E36 GTRS erneut ganz vorne fahren? Kommen Ulrich Galladé/Olaf Manthey (Dortmund/Rheinbreitbach) mit dem Manthey-Porsche erstmals auf den höchsten Podestplatz? Das sind unter anderem die Fragen, die sich mit Blick auf den Gesamtsieg beim Bilstein-Cup stellen. Aber das ist nicht das, was dem Veedol Langstreckenpokal seinen einmaligen Charakter gibt. Im Kampf um den Meistertitel ist der Erfolg in der jeweiligen Klasse entscheidend. Die Zahl der Mitbewerber in der Klasse ist wichtig, nicht Hubraum und PS. Nach zwei Rennen macht das der Tabellenstand deutlich.
Der Bochumer Dino Drössiger führt die Wertung an. Er fährt einen Honda Civic in der Gruppe H1 bis 1600 ccm Hubraum. Auf dem zweiten Platz rangiert Harald Thönnes (Mülheim-Kärlich) mit einem VW Polo 16V aus der Kategorie Specials bis 1400 ccm. Jochen Krumbach aus Eschweiler ist mit einem BMW M3 aus der Kategorie VLN Gruppe N bis 2500 ccm Dritter. Es folgen Scheid und Thiim, die Sieger des zweiten Laufs. Eine bunte Mischung an der Tabellenspitze also. Eine Mischung die zeigt, dass die Rennen zum Veedol Langstreckenpokal nicht nur an der Spitze von Interesse sind. Die Fans haben das längst begriffen. Sie kommen, um hochklassigen Motorsport auf breiter Basis zu sehen.
Mit mindestens 15.000 Zuschauern ist auch beim ACAS-ADAC-Bilstein-Cup zu rechnen. Sie werden ihr Kommen nicht bereuen müssen. Denn 131 Fahrzeuge sind genannt. Ihre Fahrerinnen und Fahrer werden für vier abwechslungsreiche Renn-Stunden sorgen. Vielleicht mit noch etwas mehr Einsatz als sonst, denn schließlich sind sie die Akteure einer Premiere.
Zeitplan 29. ACAS-ADAC-Bilstein-Cup: Samstag, 29. April, 8.30 – 10 Uhr Zeittraining; 12 Uhr Start zum Rennen über 4 Stunden.