20-jähriges Jubiläum: „Four Motors war eigentlich ein Zufall“

Four Motors steht gleichbedeutend für 20 Jahre grüne Revolution im Motorsport. Doch es ging nie nur um Motorsport oder Rennen fahren. Das Team um Ex-DTM-Fahrer Tom von Löwis und Smudo, Frontmann der Die Fantastischen Vier, wollte zeigen, dass Motorsport nachhaltig sein und dennoch Spaß machen kann. Doch wie fing eigentlich alles an? Und wie kam man dorthin, wo heute Four Motors ist? In einem sehr persönlichen Interview sprechen Tom und Smudo über ihren gemeinsamen Weg im Motorsport über die letzten zwanzig Jahre.

Wenn man Smudo fragt, wie alles begann, erzählt er: „Four Motors war eigentlich ein Zufall. Ich war immer schon motorsportbegeistert und bin jedem damit auf den Keks gegangen. Eines Tages, das muss 1999 gewesen sein, stellte jemand aus meinem Management den Kontakt mit Tom her. Wir haben uns in einem Restaurant in Stuttgart getroffen und auf Anhieb super verstanden. Angefangen habe ich dann 2000 im ADAC New Beetle Cup, doch ziemlich schnell danach gedieh der Plan, ein eigenes Fahrzeug einzusetzen. So wurde Four Motors gegründet.“

Bei der Suche nach Partnern stieß das Team auf einen Hersteller, der nachhaltigen Treibstoff für Traktoren und LKW produzierte. Und wenn man diesen Treibstoff in einem Rennfahrzeug einsetzt, fragten sich Tom und Smudo? So begann das Thema Nachhaltigkeit: Das Team startete mit dem „Fantastischen Flowerpower Bio-Beetle“, einem VW New Beetle TDI, der mit 100 % Biodiesel betrieben wurde. Eins kam zum anderen und aus Four Motors wurde das Bioconcept-Team.

Keiner der beiden hat sich 2003, im Gründungsjahr von Four Motors, vorgestellt, dass man 20 Jahre später so viel erreicht haben würde, wenn es um Nachhaltigkeit im Motorsport geht. Tom formuliert es so: „Ich bin Berufsoptimist und dachte schon, dass sich da etwas entwickeln kann. Vor allem war ich überzeugt davon, dass Nachhaltigkeit im Automobilbereich irgendwann kommen wird. Wir haben viel probiert, viel in Eigenregie gemacht, haben auch viele Fehler gemacht. Ab 2015 wurde Nachhaltigkeit zumindest in den Konzernen ein Thema. Und heute fällt im mobilen Bereich bei jedem zweiten Satz das Wort Nachhaltigkeit. Ich glaube, da haben wir zum großen Teil alles richtig gemacht.“

Auch wenn das Bio-Team zu Beginn als ‚grüne Motorsportler‘ von so einigen belächelt wurde, waren auch viele von der Idee überzeugt. „Wir haben schnell Freunde gewonnen, Leute, die sagten: ‚Das ist eine gute, eine moderne Sache‘. Durch unsere grünen Elemente musste das Reglement angepasst werden, und wenn so ein Popstar fährt, dann bringt das ja auch Glanz in den Motorsport. Wir haben zum Beispiel Medien und Menschen aus der Politik angezogen, die sonst nicht da waren,“ erzählt Smudo.

Natürlich lief nicht immer alles nach Wunsch. So wurde für das erste Bioconcept-Car, ein Ford Mustang, eine Rohkarosserie aus Detroit bestellt, ein Dieselmotor mit sequenziellem Getriebe eingebaut und ein komplettes Fahrwerk eines Porsche 911. Doch beim ersten 24h-Rennen kam Smudo damit nur zwei Runden weit, bevor der Motor seinen Geist aufgab. Tom erinnert sich: „Ich stand im Fahrerlager, war den Tränen nahe und sagte mir: ‚Ich hör damit auf‘. Und in dem Moment kam ein guter alter Freund, Olaf Manthey, vorbei, der mir sagte: ‚Nein, du hörst nicht auf. Wir brauchen genau solche Teams wie ihr eines seid und weiter in Richtung nachhaltige Technologien geht‘! Das hat geholfen, den nächsten Schritt zu machen, die Entwicklung des Ford Mustang GT RTD. Die hat dann schon Zeit in Anspruch genommen, aber ab 2007 fuhr das Auto, sogar mit Erfolg.“

Nach dem Ford Mustang GT RTD, dem weltweit ersten Fahrzeug mit einer Karosserie aus nachwachsenden Rohstoffen, das im Rahmen eines Förderprojekts des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft aus einer Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt hervorgegangen ist, präsentierte das Team 2009 den Renault Mégane RS Trophy. Die Karosserie wurde durch Biofaserbauteile der dritten Generation ersetzt. Ein Motor mit einem B30-Mix aus 30 % Bio- und 70 % fossilem Diesel machte das Auto zum sportlichen Bio-Racer. 2011 entstand dann die dritte Generation des Bioconcept-Cars, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe IfBB der Hochschule Hannover und dem Fraunhofer WKI, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: der VW Scirocco 2.0 TDI. Dieses Bioconcept-Car verfügte über Leichtbau-Karosserieteile aus mit Naturfasern verstärktem Duromer. Weitere Bauteile im Innen- und Motorraum sowie im Interieur sind aus biobasierten Kunststoffen gefertigt worden.

2016 begann für Four Motors eine neue Ära: die Kooperation mit Porsche. Im Porsche Cayman GT4 Clubsport wurde erstmals ein reraffiniertes Motorenöl eingesetzt. Die Verwendung des „Recycling-Öls“ spart im Vergleich zu gängigen Schmierstoffen aus Rohöl bis zu 80 % CO2 ein. Angetrieben wurde der Bio-Bolide mit einem E20-Hochleistungskraftstoff, wobei dem herkömmlichem Otto-Kraftstoff 20 % Bioethanol aus nachhaltigem Anbau zugesetzt wurde. Die Ethanol-Beimischung sorgte für bis zu 20 % weniger CO2 und 60 % weniger Feinstaub.

Seit 2018 geht Four Motors regelmäßig mit drei Porsche-Fahrzeugen bei der Nürburgring Langstrecken-Serie mit einem internationalen Fahrerkader an den Start. Seitdem hat das Team viele Entwicklungen zusammen mit seinen Partnern durchgeführt, und da wird noch vieles mehr kommen. Alle drei Fahrzeuge sind mit verschiedensten nachhaltigen Technologien ausgestattet. Darunter reraffinierte Öle für Motor und Getriebe, ein weiterentwickelter Kraftstoff mit 60 % biogenen Anteilen, Bio-Leichtbauteilen sowie Felgen aus Recycling-Alu.

Im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit des Motorsports fasst Smudo es so zusammen: „Wir wollten immer zeigen, dass Motorsport auch grün geht und dass man Mobilität nachhaltiger gestalten kann. Der Motorsport bietet eine Plattform, mit der man den Leuten zeigen kann, dass Nachhaltigkeit nicht zu Lasten von Sportlichkeit gehen muss. Es muss nicht langweilig sein oder Verzicht bedeuten. Motorsport so wie er heute noch betrieben wird, kann man nicht so weitermachen. Das bedeutet Sägen am eigenen Ast. Es muss unbedingt gelingen, den Sport weitestgehend CO2-neutral zu machen. Als Motorsportler und Fan finde ich, dass das die einzige Chance ist, die der Motorsport hat!“