Von Rivalen zu Teamkollegen

Sie waren Rivalen auf der Rennbahn, nun starten Vater und Sohn künftig in einem gemeinsamen Team auf der legendären Nordschleife. Lars Harbeck und Sven Markert haben sich ein Jahr lang intensiv auf ihre Premiere in der VLN Langstreckenmeisterschaft vorbereitet. Beim vierten Lauf der größten  Breitensportserie der Welt steigt die langersehnte Premiere. VLN.de hat mit Vater Harbeck über Ziele und Pläne gesprochen.

Lars, skizziere uns bitte kurz eure bisherige Motorsport-Geschichte…

Ich war Anfang bis Mitte der 1980er-Jahre in Westberlin im Rallyesport unterwegs. Nachdem ich mein Studium beendet und mich in meinem Beruf als Rechtsanwalt etabliert hatte, habe ich Anfang der Jahrtausendwende mit dem Rundstreckensport zusammen mit KK Automobile als Einsatzteam begonnen. Dabei bin ich sämtliche M3-Generationen – vom E30 bis zum F87 – gefahren. Auf diese Art und Weise ist auch mein Sohn Sven zum Motorsport gekommen. Er ist jetzt 21 Jahre und fährt seit seinem 15. Lebensjahr. Er war der jüngste Vizemeister im Bördesprint. 2016 hat er in der STT die Division 2 in einem BMW M3 E46 vor meiner Wenigkeit gewonnen. 2017 ist er in die TCR gewechselt, da musste er ein hartes Brett bohren, da hat er auf den Frack bekommen. Das Team konnte die Saison aus finanziellen Gründen nicht beenden.

Und wie kam es nun zur Nennung für VLN4?

Irgendwann ist bei uns die Idee gereift, wenn wir schon viel Geld in die Hand nehmen, warum sollen wir nicht als Team antreten. Das ist dann vielleicht auch für Sponsoren interessanter. Mein Sohn schlug vor, auf die Nordschleife zu gehen. 2018 haben wir sehr viel Coaching im Rahmen von Trackdays und Touristenverkehr erhalten. Nachdem wir im letzten Jahr genug geübt haben, sind wir zu Beginn dieser Saison in der RCN Rundstrecken Challenge gefahren und nach dem 24h-Rennen sind wir nun bei der VLN ab Lauf vier mit Daniel Schwerfeld als drittem Fahrer in einem BMW M240i in der Cup5-Klasse dabei. Er ist natürlich von uns Dreien der Top-Driver und kann uns anhand von Datenanalysen aufzeigen, wo wir uns noch steigern können

Warum fiel eure Wahl auf die Cup5-Klasse?

Weil wir in dieser Klasse mit den vielen Konkurrenten unter mehr oder weniger gleichen Bedingungen am ehesten sehen können, wo eigentlich unser wahres Leistungsvermögen liegt. Vor allem mein Sohn möchte sich sportlich mit anderen messen. Es bringt uns nichts, in einer Klasse mit drei Autos an den Start zu gehen. Dann fallen nachher zwei aus, und man wird durch Zufall Erster, weil man einfach nur angekommen ist.

Wo habt ihr das Auto her?

Das ist eine interessante Geschichte. Das Auto wurde von KK im letzten Winter in meinem Auftrag gekauft. Es war ein Unfallwagen. Das ist der BMW des ehemaligen VLN-Meisters Michael Schrey aus dem Jahr 2018. Er wurde wieder aufgebaut und wird nun von KK Automobile für das Team Harbeck/Markert wieder eingesetzt.

Ihr seid bisher des Öfteren gegeneinander über die Rennstrecke gefahren. Fahrt ihr nun das erste Mal miteinander?

In der Tat. Ja. Bisher waren wir Mitbewerber. Da gab es keinen Rabatt, da haben wir es uns auch gegenseitig ordentlich gegeben. Jetzt wollen wir gemeinsam Spaß als Team haben.

Wie sieht es mit eurer Erfahrung auf der Nordschleife aus und was reizt Euch an der legendären Strecke?

Ich bin bisher in der Eifel zirka 600 Runden gefahren, mein Sohn sogar weniger, vielleicht 300, aber aufgrund seiner Jugend kriegt er das Ganze auch schneller in den Griff als ich. Retortenstrecken wie Hockenheim oder Lausitzring sind fad. Die Nordschleife ist eine Old-School-Rennstrecke. Das ist eine einmalige Geschichte, zumindest in Europa. Das Layout und die Anforderungen an das Auto und die Fahrer sind einzigartig. Der Kurs verzeiht keine Fehler. Das ist die Challenge. Das Zusammenspiel mit den großen GT3-Fahrzeugen kennen wir ein wenig aus der STT. Aber, hier in der VLN ist das nochmal eine ganz andere Menge an Autos und viel mehr Qualität. Mein Sohn meinte, wir müssen auch mal die Nordschleife rocken und so hat er den Vater mit mittlerweile 57 Jahren dazu bewegt, als nächstes die Nordschleife in Angriff zu nehmen.

Wie langfristig ist das Projekt angelegt?

Im Jahr 2019 fahren wir die RCN und die VLN bis zum Ende durch. Im nächsten Jahr gibt es wahrscheinlich den M2 Competition als mögliches Fahrzeug. Eventuell machen wir aber auch mit dem BMW M240i weiter. Alternativ haben wir noch einen BMW M4 mit einem 3,5-Liter-Saugmotor, also der Motor aus dem E46, der in dieser Konfiguration von BMW gar nicht gebaut wird. Er ist breiter und hat deutlich mehr Aerodynamik als ein GT4. Der wäre für die SP6 genau passend. Vom Wettbewerb her dürfte aber eine Cup-Klasse für uns interessanter sein.