Das sind die VLN-Meister 2018

Sechs Fäuste für ein Halleluja: Philipp Leisen, Christopher Rink und Danny Brink fuhren in der weltweit größten Motorsport-Breitensportserie zum Meistertitel. Im vom Pixum Team Adrenalin Motorsport eingesetzten BMW E90 325i sammelte das Trio bei den insgesamt neun Läufen auf der legendären Nordschleife die meisten Punkte in der stark besetzten Klasse V4 ein. Doch wer steckt da eigentlich genau unter dem Helm? Welche Geschichte verbirgt sich hinter jedem einzelnen des Triumvirates? VLN.de hat nachgefragt und lüftet das eine oder andere Geheimnis.

Für Philipp Leisen gab es wenig Zeit, den sportlichen Erfolg gebührend zu feiern. Bereits am nächsten Tag ging der Champion schon wieder seiner gewohnten Arbeit im eigenen Betrieb, einem Fachgeschäft für Heim- und Profihandwerker in Irrel, (Eifelkreis Bitburg-Prüm) nach. „Jeder muss ja sein Brot verdienen. Ich bin hier sehr eingespannt. Jede Stunde, die mir fehlt, muss ich irgendwo wieder dranhängen. Da hat sich die VLN angeboten. Notfalls kann ich am Samstagmorgen anreisen. Ich habe nicht mal eine Stunde Anfahrt zum Ring“, erklärt der studierte Diplom-Betriebswirt, warum es ihn 2010 in die VLN verschlug.

Begonnen hatte die Motorsportkarriere des mittlerweile 34-Jährigen sieben Jahre zuvor. Der örtliche VW-Händler vermittelte ihm einen Sichtungslehrgang in Oschersleben bei Abt Motorsport für den damals neu geschaffenen VW Lupo Cup. Leisen fuhr dann eine Zeitlang im Rahmen der DTM. Erst Lupo-Cup, dann Polo-Cup, später Seat Leon Supercup. „Da habe ich mich jahrelang in einem super-professionellen Umfeld bewegt. Das war cool.“ Irgendwann war der zeitliche Aufwand aber nicht mehr mit dem Studium zu vereinbaren.

DTM-Meister Thiim wohnte im selben Dorf wie Leisen

Die DTM spielte aber nicht nur deswegen eine große Rolle in seinem Leben als Motorsportler. Denn damals wohnte Kurt Thiim, DTM-Meister von 1986, in Irrel in unmittelbarer Nachbarschaft. „Er lebt immer noch hier, nur ein Dorf weiter. Wenn der Kurt fuhr und die Rennen auf 3sat gezeigt wurden, hingen wir alle vor dem Fernseher“, erinnert sich Leisen. Kurts Sohn Nicki, heute Werksfahrer bei Aston Martin, war später sein Teamkollege.

Bei VLN 9 gab es für Leisen nun sogar ein Jubiläum. Er feierte den 25. Klassensieg. „Ich dachte, es wären schon mehr (lacht)“, und fügt hinzu: „2010, 2011 und 2012 haben sich bei Black Falcon mit Alex Böhm viele Klassensiege angesammelt. In der V4 und später auch in der V6 mit dem M3. Wenn man keinen groben Schnitzer gemacht hat, hat man die Klasse damals gewonnen.“

2016 folgte der Schritt ins Team von Matthias Unger. Ein Jahr später nahm das Projekt VLN-Meisterschaft dann richtig Fahrt auf. Mit der Krönung des Titels in 2018. „Wir passen gut zusammen, jeder hat seinen Part, wir ergänzen uns sehr gut. Wir sind alles lockere Typen. Da tanzt keiner aus der Reihe. Die Ausgewogenheit als Team hat sich am Ende auch ausgezahlt“, sagt Leisen über die Zusammenarbeit mit Rink und Brink.

Leisen war dabei regelmäßig der Mann des ersten Stints. „Ich kann das aus den diversen Markenpokalen gut. Du fährst mit einer großen Horde Autos auf die erste Kurve zu und willst nur heil durchkommen. Wir hatten nie einen Startunfall.“ Über die nähere Zukunft hat er sich noch keine Gedanken gemacht: „Ich hatte noch gar keine Zeit, mich mit Teamchef Matthias Unger zu unterhalten, wie es weitergeht. Bei der Jahressiegerehrung haben wir bestimmt mal ein paar Minuten. Ich bin noch nicht alt genug, um am Höhepunkt der Karriere abzutreten. Wenn die Augen schlechter werden, höre ich auf.“

Brink ist der „Spätzünder“ des Meister-Trios

Das verbindende Element im Team ist Danny Brink. Der 40-Jährige hat die weiteste Anreise zur VLN. Der gelernte Kfz-Meister, der seit 2010 im Bereich LKW Luftfederung und Fahrwerk selbstständig ist, wohnt in Külsheim bei Würzburg. Er bezeichnet sich selber motorsportlich als „Spätzünder“. Angefangen hat er auf der örtlichen Kartbahn. „Da war ich ganz ordentlich unterwegs.“ 2013 fuhr Brink das „24h Race of Cologne“ in einem zusammengewürfelten Team mit Carsten Ohlinger. „Ich habe ihn da kräftig verblasen.“ Es folgte eine Einladung des damaligen Teamchefs von RPR Motors an Brink zu einem Trackday im Renault Clio auf der Nordschleife.

Parallel dazu hatte sich Brink knapp zwei Jahre lang einen E36 aufgebaut, den er in der BMW Challenge einsetzte. In seiner Klasse gewann er dort im Debütjahr den Titel. Nachdem sich das RPR-Team auflöste, vermittelte ihn Ohlinger 2015 zu Adrenalin. Ab diesem Zeitpunkt fuhr Brink mit Rink zusammen in der V4. Insgesamt holte er in dieser Zeit 15 VLN-Klassensiege zunächst mit einem M3, später mit dem 325i.

Brink ist im Meisterteam für den mittleren Stint verantwortlich und der Stratege des Trios auf der Rennstrecke. „Dieser Stint ist am ehesten durch Unfälle geprägt und ist meistens sehr unrund. Philipp kann auf den Moment genau abrufen, er setzt meistens die Zeit im Qualifying, er ist der Abgeklärteste. Ich bin der Kopffahrer. Ich riskiere nicht alles. Christopher hat sich stark entwickelt und er sticht auch schon mal gerne aggressiver rein. Er überholt auch schon mal über den Curb oder die Wiese, wo ich sagen würde, nein, das ist mir zu heiß. Beide haben mehr Runden und Erfahrung im Motorsport als ich. Da stelle ich mich auch gerne hinten an. Aus diesen Überlegungen heraus fahre ich die Mitte. Für uns ist das die strategisch beste Nummer“, erklärt Brink, der die „Harmonie“ im Team lobt. „Es geht nur Miteinander.“ Brink wäre für eine Fortsetzung der jetzigen Fahrerkonstellation. „Das entscheidet letztlich auch Matthias mit. Es ist nichts spruchreif. Wir hatten alles ausgeblendet bis zum Zieleinlauf.“

Christopher Rink begab sich auf die Spuren von Vater Ralph-Peter

Christopher Rink ist familiär vorgeprägt. Er hat den Motorsport im Blut dank Vater Ralph-Peter, dessen 14 VLN-Klassensiege er mit seinen 30 Jahren bereits um vier weitere getoppt hat. „Mein Ziel war immer die Rundstrecke.“ Er begann im Slalomsport mit vielen Erfolgen und war dann auch eine Zeitlang Mechaniker bei Rink Racing. „Irgendwann kamen wir zu dem Entschluss, es rentiert sich mehr, woanders zu fahren, als das Auto selber zu machen“, sagt Rink. Das war 2012. Vier Jahre zuvor war er mit seinem Vater in der Peugeot Langstreckentrophy mit einem 207 RC in die VLN-Serie eingestiegen. Auf Anhieb wurde er Meister, ein Jahr später Vizemeister. „Am Anfang war für mich immer der Reiz da, besser zu sein als er. Mittlerweile ist er unglaublich stolz auf mich. Da ist bei der Siegerehrung bei ihm auch die eine oder andere Träne geflossen. Ich habe von ihm alles gelernt.“ In einem Punkt übertrumpft der Vater den Filius aber noch. Während Christoph beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring erst einen Klassensieg schaffte, kommt Ralph-Peter Rink auf deren vier. „Da muss ich noch dran arbeiten.“

2014, im Premieren-Jahr des BMW M235i Racing Cup, begann auch die Zeit von Rink bei Adrenalin. „Seitdem bin ich da mit im Boot. Das Team ist gewachsen und ich mit. Ich habe dieses Jahr das Auto vorbereitet. Das macht mich auch stolz, dass ich nicht einfach nur mit meiner Tasche komme und fahre, sondern ein wichtiger Bestandteil bin“, sagt der selbstständige Kfz-Meister. Mit Brink fährt der Frankfurter seit vier Jahren zusammen. „Der Danny hatte bis jetzt die einzigen Unfälle im Team. Im Nachhinein können wir ihn da jetzt ein wenig mit aufziehen.“ Vor zwei Jahren stieß Leisen hinzu. „Mit allen Fahrern mit denen ich mir das Cockpit geteilt habe, sind auch Freundschaften entstanden. Da herrscht immer ein gutes Klima. Man kann gegeneinander hart fahren, aber danach muss man ein Bier miteinander trinken können.“

Vor Saisonstart war die Eins das klar erklärte Ziel. Gemeinsam mit Teamchef Unger wurde eine clevere Strategie ausgeklügelt. „Der Matthias hat mir mit dem Auto vertraut. Ich habe da sehr viel Zeit investiert. Die kann keiner bezahlen. Matthias hat alles reingesteckt, was gebraucht wurde.“ Rink fuhr die insgesamt sechs Klassensiege dann nach Hause. „Ich hatte die ehrenvolle Aufgabe. Da ging es nicht um Fahrzeit oder sonst etwas, sondern um das Ganze. Manchmal musste ich es klug verwalten und manchmal musste ich mit Biss, Stoßstange an Stoßstange, kämpfen.“