„Sonst ist der Kühlschrank leer“

Alex Brundle feierte bei VLN8 sein Debüt auf der Nordschleife. Der 28-jährige Sohn des 158-fachen Formel-1-Fahrers Martin Brundle belegte beim 50. ADAC Barbarossapreis in einem Porsche Cayman in der Produktionswagen-Klasse V5 Platz vier. Im Interview spricht der in King´s Lynn geborene Brite über seine Erfahrungen mit der legendären Nordschleife, die große Permit und seine Zukunftspläne.

Wie war dein erstes VLN-Rennen überhaupt?

Mein erstes VLN-Rennen war ziemlich gut. Wir sind am Ende des Feldes gestartet und sind Vierte geworden. Ich konnte während des gesamten Rennens das Tempo der Führenden mitgehen. Vorher war ich lediglich acht Runden ohne Anleitung auf der Strecke gefahren. Ich bin glücklich, dass ich diese Erfahrung nun gemacht habe. Davon kann ich einiges mitnehmen. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht.

Wann hast du zum ersten Mal an einen Start auf der Nordschleife gedacht?
Ein Start in der Eifel stand seit Ewigkeiten ganz oben auf meiner Liste. In den vergangenen Jahren lag mein Fokus allerdings darauf, Prototypen in der WEC und das 24-Stunden-Rennen in Le Mans zu fahren. Jetzt hatte ich einen Slot frei, den habe ich genutzt.

Wie überrascht warst du, als du gehört hast, dass du dafür eine zusätzliche Lizenz benötigst?
Um ehrlich zu sein, mir war bekannt, dass gewisse Anforderungen zu erfüllen sind. Nur die genauen Details kannte ich nicht. Mir war nicht bewusst, dass es so zeitaufwendig sein würde. Es war aber zu vermuten, dass ich auf der Rennstrecke ein paar Rennen machen müsste, bevor ich am 24-Stunden-Rennen teilnehmen darf. Das sagte mir mein gesunder Menschenverstand.

Was denkst du nach deinem ersten Rennen, ist die Lizenz sinnvoll?
Ich bin wirklich begeistert über den Ablauf. Ich denke, es ist eine schlaue Sache. Nach zwei Renndistanzen und mit meiner Erfahrung der Rennen in Le Mans und Sebring fühle ich mich gewappnet für die 24 Stunden am Ring. Es gibt ein paar haarige Momente und unerwartete Herausforderungen, die typisch für die Nordschleife sind. Deswegen kann ich den DMSB verstehen, dass er diese fordert. Dieses Verfahren verhindert unter Umständen, irgendwelche dummen Fehler zu begehen.

Du fährst normalerweise sehr schnelle Autos. Für die Permit musstest du in ein etwas langsameres Auto steigen. Ist dir das leicht gefallen?
Es geht ja nicht nur darum, mit dem Auto zu fahren, sondern du fährst ja auch gegen die anderen Piloten. Also nein. Es ist aber auch immer gut, sich seiner Wurzeln zu besinnen und mal wieder ein Auto mit weniger Leistung zu fahren. Es erinnert dich daran, wie viel Geschwindigkeit du jedes Mal verschenkst, wenn Du in den Kurven korrigierst. Es verbessert deine Technik. Du lernst, wie du den Schwung beibehalten kannst. Es ist ein wenig wie in den guten alten Tagen. Auf der anderen Seite habe ich mich oft gefragt, ob ich nicht besser meinen Wecker mitgebracht hätte, um rechtzeitig aufzuwachen, damit ich auch links unter der Bilstein-Brücke abbiege.

Kannst du die Situation im Rennen beschreiben, du saßt im Cayman und um dich herum waren viele schnellere Autos…
Es ist eigentlich wie einen LMP2 in Le Mans zu fahren. Die GT3-Autos haben viel mehr Kraft und Grip, so dass man sie wirklich nicht lange sieht. Du tust dein Bestes, um mit den begrenzten Mitteln deines eigenen Autos vorhersehbar zu sein. Sie haben alle Werkzeuge in der Hand, um leicht an dir vorbeizukommen. Die größere Herausforderung ist der Typ in einem „etwas“ schnelleren Auto, der in den Kurven langsamer unterwegs ist. Manchmal muss man etwas unhöflich sein, um eine durchschnittliche Rundenzeit zu halten, aber das ist nichts Außergewöhnliches.

Denkst du, wenn du mit den schnelleren Autos auf der Nordschleife fährst, wird diese Demut und Erfahrung aus den beiden Rennen weiterhelfen?
Ich habe da meine Zweifel. Als ich zur LMP1 wechselte, war ich sofort wieder auf diese „Geschwindigkeit“ fokussiert. Die LMP2 waren total im Weg. Aggressives Überholen hat ja auch nichts mit der „Arroganz“ der schnelleren Klassen zu tun. Sondern, da sitzt ein professioneller Kerl im Auto, der versucht, seinen gewohnten Rundenschnitt zu fahren. Er will seinen Job behalten, damit er seine Hypothek bezahlen kann.Wenn du nur aus Spaß fährst, oder wie in meinem Fall, um die Lizenz zu bekommen, solltest du dich daran manchmal erinnern. Der Profi im schnelleren Auto überholt dich, weil sonst sein Kühlschrank leer ist und bei ihm die Lichter ausgehen. Der beste Weg ist immer noch, nichts zu treffen. Egal in welcher Klasse du bist.

Welche einzelnen Schritte musstest du für die DPN unternehmen?
Ich habe einen Online-Lehrgang absolviert. Dann bin ich freitags acht Runden mit Anleitung und acht Runden selber über die Strecke gefahren. Und letztlich werde ich hoffentlich beide Rennen über jeweils 18 Runden fahren und beide unter den Top 75 Prozent meiner Klasse beenden.

Warum hast du für die DPN ProSport als Team ausgewählt?
Sie wurden mir von ein paar professionellen Piloten empfohlen. Sie sagten, das wäre die richtige Wahl, um Probleme und Aufregung zu minimieren. Ich wusste, dass sie ein gutes Auto und ein gutes Feedback haben. Sie sind nah der Rennstrecke beheimatet. Das hilft auf der organisatorischen Seite und mit dem ganzen Papierkram.

Inwieweit hat dich das Team bei Rennen unterstützt?
Ich habe zunächst alles online gemacht, sie dann mit den notwendigen Informationen versorgt und sie haben alles andere erledigt. Sie haben das Auto bereitgestellt und vorbereitet. Sie kümmerten sich um die Boxenstopps und den gesamten Ablauf. Sie haben einen tollen Job bei VLN8 gemacht. Ich war sehr entspannt. Ich habe es genossen, mit ihnen zu arbeiten.

Du brauchst ein zusätzliches Rennen, noch ein paar Runden auf der Nordschleife. Wirst du beim Finale dabei sein?
Ja, ich werde bei VLN9 wieder mit ProSport am Start sein.

Wie sind deine Pläne für die Zukunft, wenn du die große Permit erhalten hast?
Das ist eine Interessante Frage. Ich habe ein paar Ideen, was ich gerne machen würde und mit wem. Ich weiß aber auch, dass es nur einen kleinen Pool an Fahrern mit Kompetenz, Marktfähigkeit, 24-Stunden- und GT3-Erfahrung gibt, die sich schon auf der Nordschleife bewährt haben. Es braucht Zeit und Arbeit. Ich würde gerne beweisen, dass ich auf diesem Kurs schnell und ein zuverlässiger, verlässlicher Fahrer bin, wie es schon bei LMP-Rennen mein Ziel war. Ich denke, wenn ich das mache, geschieht der Rest von ganz alleine.

Wir haben gehört, dass du deinem Vater eine Nachricht hinterlassen hast, dass er auch die Lizenz machen soll. Möchtest du mit ihm mal auf der Nordschleife fahren?
Das ist eine gute Idee.

Seit ihr jemals zusammen Rennen gefahren?
Ja, wir sind im Jahr 2012 gemeinsam in Le Mans gefahren. Und wir haben auch einige kleinere Prototypen-Rennen gewonnen. Es wäre schön, ihn wieder auf der Rennstrecke zu sehen.