Team Redline erneut nicht zu bremsen – legendäre Showdowns bei DNLS3

Der dritte Lauf der Digitalen Nürburgring Langstrecken-Serie war nichts für schwache Nerven. In drei von fünf Rennklassen fiel die Entscheidung um den Sieg erst in der Schlussphase. Strahlende Sieger des dreieinhalbstündigen Rennens waren am Ende der dreifache Formel-1-Weltmeister Max Verstappen und sein Redline-Teamgefährte Maximilian Wenig, der nach fast vierjähriger krankheitsbedingter Simracing-Pause ein sensationelles Comeback feierte. Im Ferrari 296 GT3 verwies das Duo am Ende Truck-Europameister Norbi Kiss und Lucas Hermann im Mercedes-AMG GT3 von BS+COMPETITION um 2,36 Sekunden auf Platz zwei.

Schon im Qualifying ließ Verstappen nichts anbrennen und holte sich mit einer Zeit von 7:51,046 Minuten die Pole-Position. Nach dem Start leistete sich der Niederländer dann jedoch einen Fahrfehler im Streckenabschnitt Hatzenbach, den Kiss eiskalt ausnutzte und die Führung übernahm. Im Kesselchen errang Verstappen dann aber Platz eins zurück und setzte sich mit Fabelrundenzeiten vom Feld ab. Das war auch notwendig, denn aufgrund des Siegs im vorangegangenen Rennen, hatte das Team Redline einen 30 Sekunden längeren Boxenstopp zu absolvieren. Nach dem ersten Service kehrte Verstappen als Zehnter zurück ins Rennen und kämpfte sich mit eindrucksvollen Überholmanövern bis auf Platz zwei nach vorne. Dass Redline am Ende jubeln durfte, dafür war das starke Comeback von Wenig verantwortlich, der Hermann in der Schlussphase stark unter Druck setzte. In einem atemberaubenden Move schob er sich dann in der Mutkurve auf Platz eins.

„Ich war vor Rennen normalerweise nie nervös“, erinnerte sich Wenig. „Heute war ich es aber – zugegeben. Ich habe versucht, mein Bestes zu geben, was mir gelungen ist.“ Für diese außergewöhnbliche Leistung gab es nach dem Rennen Lob vom dreifachen Formel-1-Weltmeister: „Maximilian hat einen Superjob gemacht!“ Über die ersten zwei Stints sagte Verstappen: „Das letzte Rennen war schon gut. Trotzdem haben wir in der Zwischenzeit viel am Setup gearbeitet. Das hat sich bereits im Qualifying bezahlt gemacht. In meinem zweiten Stint hatte ich dann viel Spaß. Ich habe zwar einige Male im Verkehr etwas Zeit verloren, aber die Überholmanöver waren am Ende wirklich cool.“ Im Siegerinterview gestand er: „Die Nürburgring Nordschleife gehört zu meinen absoluten Lieblingsrennstrecken und ich hoffe, dass ich in ein paar Jahren auch mit einem echten GT3 hier an den Start gehen kann.“

Elias Seppanen und Alejandro Sánchez komplettierten im Mercedes-AMG GT3 des AMG Team MSI die Top-3-Positionen. Hinter Sindre Setsaas und Carl E. Jansson (AMG Team Williams) fuhren Sami-Matti Trogen und Dominik Staib im Lamborghini Huracán GT3 von Sontek Racing auf Rang fünf. DTM-Pilot Ayhancan Guven pilotierte zusammen mit Paschalis Gkergkis den schnellsten Porsche 911 GT3 R, eingesetzt von Coanda Esports by Manthey, auf Platz sechs.

Auch in der Porsche Esports Endurance Trophy Nürburgring (PEETN) dominierten zur Saisonhalbzeit die Farben Blau und Rot. Die beiden Simracing-Asse Diogo C. Pinto und Sebastian Job holten den Sieg für Team Redline. Dabei waren Luc Alpert und Raphael Rennhofer von SCHERER eSPORT den beiden Champions im Porsche Tag Heuer Esports Supercup zeitweise sogar überlegen. Als Rennhofer jedoch eine Runde vor Schluss die Box ansteuerte, war der Weg für Pinto und Job frei. „Wir wussten, dass unsere Mitstreiter noch eine Durchfahrtsstrafe absolvieren mussten, das hat uns den Druck genommen und wir mussten am Schluss nicht komplett pushen“, sagte Schlussfahrer Job. Platz drei ging an Michael Janney und Luca Kita (Apex Racing Team).

Knisternde Spannung gab es auch in der SP10. Bis zum Schluss mussten die Sieger Lucas U. Müller und Benedikt Hitz im Aston Martin Vantage GT4 von Dörr Esports kämpfen. Im Ziel wurden sie 1,726 Sekunden vor Tatu Siipola und Alexander Arana im BMW M4 GT4 von Sonntek Racing abgewinkt. „Wir hatten im Rennverlauf ein kleines Techtelmechtel, das uns Zeit gekostet hat. Danach mussten wir uns an die Spitze zurückkämpfen. „Das Rennen war superintensiv“, sagte Müller. „Es war vielleicht eines der schwierigsten Rennen, die ich jemals gefahren bin. Wir haben viel geschwitzt und im Teamspeak wurde es zwischendurch auch mal etwas lauter. Ab Ende haben wir den Sieg auf der Strecke geholt.“ Das Podium komplettierten Ruben Bonga und Felix Quirmbach im Mercedes-AMG GT4 des MAHLE RACING TEAM.

In der SP3T holte das Team Heusinkveld seinen ersten Saisonsieg. Fabian Siegmann und Patrick Kubinji sahen 36,848 Sekunden vor Norbert Leitner und Szilard Nagy von Impulse Racing by GTÜ die Zielflagge. „Der Vorsprung hat uns am Ende etwas überrascht“, sagte Siegmann. „Wir wussten, dass aufgrund der Handicap-Boxenstopps Impulse Racing unsere stärksten Kontrahenten sein würden. Daher haben wir taktisch versucht, immer eine Sekunde schneller zu sein als sie.“ Im Hinblick auf die Meisterschaft wittert er Morgenluft: „Das war das erste Rennen, in dem wir die Pace diktieren konnten und wir haben unseren ersten Sieg in der Tasche. Vielleicht geht noch was.“ Die Nachwuchsmannschaft des langjährigen NLS-Rennteams PROsport holte Platz drei in der SP3T.

Mit der Erfahrung einiger NLS-Rennen in der realen Welt im Rücken, drehte Lokalmatador Níklas Walter aus Mayen bei DNLS3 richtig auf. Zusammen mit Leon Harhoff feierte er den ersten Saisonsieg für FastlaneBySmillaesports in der VT2. Dabei agierte das Duo im Rennen eher taktisch und legte den Grundstein für den Erfolg bereits beim Start. „Uns war klar, dass wir die Pace von Nürburgring eSports nicht würden gehen können“, sagte Harhoff. „Wir hatten dann aber Glück beim Start und konnten an ihnen dranbleiben. Auch der Windschatten hat uns dabei sehr geholfen. Durch die Penalty, die unsere Gegner aufgrund des Siegs beim letzten Rennen beim Boxenstopp abzusitzen hatten, ging die Rechnung für uns am Ende auf.“ Walter brachte es auf den Punkt: „Ich freue mich extrem über diesen Sieg. Das ist etwas ganz Besonderes für mich.“

Am 17. Februar findet das vorletzte Rennen der DNLS-Saison 23/24 statt. Dann geht es erneut über die klassische Drei-Stunden-Distanz. Und, geht es nach Formel-1-Weltmeister Verstappen, ist er auch dann wieder mit von der Partie. „Ich hoffe, dass es klappt“, grinste der Niederländer.