Mit nur 5,3 Millionen Einwohnern und einer mit Deutschland vergleichbaren Fläche scheint Finnland ideale Voraussetzungen für Motorsporttalente zu bieten. Die Nation hat großartige Motorsportler wie Keke Rosberg, Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen hervorgebracht. In der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring ist mit dem jungen Nachwuchstalent Julius Nieminen, der für Kissling-Motorsport startet, ein weiterer Landsmann der Formel-1-Weltmeister mit von der Partie.
Hannu Luostarinen platziert schon seit mehreren Jahren die finnische Nationalflagge auf den Rennwagen aus Bad Münstereifel. Ob Opel Astra OPC oder Corvette – das schnelle Nordlicht bewegt die Tourenwagen und GTs des Traditionsrennstalls sicher und schnell auf der Nürburgring Nordschleife. Am Anfang der Saison 2009 brachte Luostarinen Verstärkung mit in die Eifel. Ohne jegliche Renn- und Nordschleifenerfahrung stand der 21-jährige Blondschopf Nieminen zum Saisonbeginn vor Helmut und Stefan Kissling und wollte auf der Nordschleife Rennen fahren – in der Corvette.
Dass daraus erst einmal nichts wurde, versteht sich von selbst. Die Nordschleife ist die schwierigste Rennstrecke der Welt – finnische Wälder gelten höchstens für Rallyeprofis als Referenz. So fand sich Nieminen zum Saisonstart in einem gelben Opel Corsa der Klasse SP2 wieder und zeigte von Anfang an, dass sehr viel Talent in ihm schlummert. Schnell gewöhnte sich der Nordschleifen-Neuling an Fahrzeug und Strecke. Unter der Anleitung von Stefan Kissling sowie seines Landsmannes Luostarinen konnte Nieminen schnell erste Erfolge am Ring feiern. Bereits beim zweiten Einsatz der Saison fand mit Klassenrang drei der erste Pokal Einzug ins finnische Zuhause. Ein Rennen später konnte der fleißige „Rundensammler“ als Solist sogar den ersten Klassensieg feiern. Dass dieser keine Eintagsfliege war, zeigte Nieminen den aufhorchenden Klassengegnern zwei Wochen später. Erneut im Alleingang konnte er sich klar durchsetzen und fuhr auf Platz eins in der SP2 ins Ziel.
Nach dem 6h-Rennen erinnerten sich Helmut und Stefan Kissling wieder an die damals doch recht forsche Bitte ihres neuen Jungtalents, die Corvette fahren zu dürfen. Im Rahmenprogramm des Truck-Grand-Prix am Nürburgring saß Nieminen bei einem Tourenwagenrennen zum ersten Mal in der Corvette C6.SP und brachte Gegner und Teamchef gleichermaßen zum Staunen. Er nutzte jeden Kilometer des Rennwochenendes auf dem Grand-Prix-Kurs, um sich an sein neues Gefährt zu gewöhnen. Der dritte Platz von 36 Startern war ein großer Erfolg.
Wenn Nieminnen auch Gefallen am bulligen V8 der Corvette gefunden hat, den nächsten Lauf zur Langstreckenmeisterschaft wird er wieder im Opel Corsa bestreiten. Doch mit Sicherheit saß er nicht zum letzten Mal im schnellen Supersportler. Wer weiß, vielleicht gibt es ja bald eine rein finnische Fahrerpaarung in der Corvette…