Einsamer „Renn-Wolf“ schnappt wieder zu – Artur Deutgen gewinnt achten Lauf zur Langstreckenmeisterschaft

Der Duisburger Artur Deutgen gewann auf einem BMW M3 von Dolate-Motorsport (Neuwied) den ADAC-Barbarossapreis, achter von zehn Läufen zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring. Zum ersten Mal in dieser Saison war unter den ersten drei Fahrzeugen kein Porsche. Denn hinter Deutgen kam der BMW M3 von Michael Bäder (Ofterdingen) und Tobias Hagenmeyer (Schwieberdingen) ins Ziel, und auf dem dritten Platz landete das Vater-Sohn-Team Andreas und Ralf Schall (Dornstadt) auf einem Mercedes 190E. Die Porsche-Ehre im Rennen über die Distanz von 3 1/2 Stunden retteten Wilhelm Kern (Kleinaspach) und Wolfagng Destrée (Zornheim) als Vierte vor drei weiteren Porsche-Teams, angeführt von Peter Becker/Dirk Schoysman (Grevenbroich/Belgien). Nach dem achten Lauf ist die Meisterschaft immer noch offen, die beiden noch ausstehenden Rennen am 12. und am 26. Oktober versprechen viel Spannung. Zum vom MSC Sinzig ausgerichteten ADAC-Barbarossapreis starteten 173 Fahrzeuge, 122 beendeten das Rennen in Wertung.

In der Langstrecken-Rennszene nennen sie ihn „einsamer Wolf“, weil der 40-jährige Duisburger Artur Deutgen die Läufe zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft – ausgenommen das 6-Stunden-Rennen – ohne Partner fährt. So auch beim achten Lauf, bei dem er seinen Zweiten Gesamtsieg in dieser Saison auf dem 24,433 Kilometer langen Kurs aus Nürburgring-Nordschleife und GP-Sprintstrecke landete. Deutgen hatte den 380 PS starken 2,5-Liter BMW M3 auf die Pole Position gestellt. In der Anfangsphase des Rennens fuhr er an dritter Position. „Ich wollte abwarten was die vorne machen, habe aber den Kontakt nicht abreißen lassen. „Die vorne“ waren der Porsche GT3 RS von Georg Silbermayr/Nicolas Leutwiler (Hamburg/Schweiz) und der BMW M3 von Bäder/Hagenmeyer.

Und was die da vorne in der fünften Runde im „Brünnchen“ veranstalteten, passte dem Duisburger wohl gut ins Konzept: Bäder fuhr auf den Porsche auf und beförderte ihn ins Aus. Nach einer kurzen Inspektion, die ihn aber reichlich Plätze kostete, setzte Bäder die Fahrt fort. Auch Silbermayr bekam den Porsche noch einmal in Gang, es reichte aber nur, um bis an die Box zu kommen, wo man aufgab. Von da an hieß der Spitzenreiter Artur Deutgen, Bäder aber fuhr eine beeindruckende Aufholjagd. Als er nach der 13. Runde – insgesamt wurden 23 Runden gefahren – den BMW an Hagenmeyer übergab, wurde er bereits wieder auf Platz zwei geführt. Es reichte nicht mehr, den fahrerisch und taktisch souverän agierenden Deutgen einzuholen Aber für Bäder/ Hagenmeyer war es der Klassensieg, es war der achte in dieser Saison und auch ihr achter Wertungsgruppensieg, mit Blick auf die Meisterschaftsentscheidung sehr wichtig. Sie bleiben damit an der Tabellenspitze und die Chancen, Meister zu werden, sind gestiegen. Eine ebenso sehenswerte Aufholjagd wie Bäder/Hagenmeyer fuhren Wilhelm Kern und Wolfgang Destrée. Gezwungenermaßen sozusagen, aber aus eigener Schuld: Wegen eines Überholvorgangs und gelber Flagge mussten sie eine Stop-and-go-Strafe „absitzen“ und fielen auf Rang 22 zurück, Gesamtrang vier und Sieg in der Wertungsgruppe war dann doch noch ein sehr gutes und versöhnliches Ergebnis.

Eine Stop-and-go-Strafe wegen eines „Gelb-Vergehens“ gab es auch für Mario Merten (Bonk BMW 318iS). Sie kostete den Nürburger den siebten Klassensieg in der Klasse der VLN-Serienwagen bis 1850 ccm Hubraum und kann Auswirkungen auf den Ausgang des Titelrennens haben. Die acht besten Ergebnisse der zehn Rennen werden gewertet. Bäder/Hagenmeyer haben bisher in allen Rennen ihre Klasse gewonnen, aber Mertens Klasse war immer zahlenmäßig stärker besetzt. Das heißt, dass er entsprechend hohe Punkzahlen erhielt. Der Nürburger hatte im sechsten Lauf einen Totalausfall, und nun wurde er beim Barbarossapreis Zweiter. Doch aus dem Rennen ist er damit noch lange nicht. Bäder und Hagenmeyer haben nach acht Rennen 75,48 Punkte. Sie können sich nur verbessern, wenn in den beiden letzten Rennen ihre Klasse mehr Teilnehmer als bisher hat und sie wieder gewinnen. Nach derzeitigem Stand und unter Berücksichtigung von acht Läufen sieht es für Merten nicht gut aus, er hat 66,71 Punkte. Die nimmt er allerdings voll mit ins Finale. Er hat die Möglichkeit, noch zwei Mal voll zu Punkten, wobei ihm unter Umständen ein Mal schon genügen würde. Denn streicht man bereits jetzt bei Bäder und Hagenmeyer das bisher schlechteste Ergebnis (trotz Klassensieg) von 9,29 Punkten, dann hat Merten trotz seines zweiten Platzes im jüngsten Rennen die Nase vorn mit 66,71 Punkten vor Bäder/Hagenmeyer mit 66,19 Punkten.

Das spannendste „Renen im Rennen“ gab es beim Barbarossapreis in der Klasse der VLN-Serientourenwagen bis 2,5 Liter Hubraum zu sehen. Mit 0,318 Sekunden Vorsprung gewannen Alex Böhm/Dean Hawkey (Kruft/England) auf Dolate-BMW M3 vor Rainer Brückner/Peter Brings (Loffenau/Mülheim) auf Mercedes 190E.

Während in Sachen Meisterkrone noch keine Entscheidung gefallen ist, kommen einige Fahrer dem nicht eben begehrenswerten Titel „Pechvogel des Jahres“ schon erheblich nahe. Zu ihnen gehört zweifellos Johannes Scheid. Das VLN-Urgestein (VLN: Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring) kam auch beim Barbarossapreis nicht ins Ziel. Dabei war der Scheid-BMW M3 GTRS, gefahren von Scheid und Oliver Kainz (Mayen) bis eine halbe Stunde vor dem Ende des Rennens immer im Spitzen-Sextett zu finden, dann machte ein Motorschaden allen Träumen ein Ende. Auch die Meister des VLN-Jubiläumsjahres 2002, Klaus-Peter Thaler (Gevelsberg) und Heinz Remmen (Finnentrop) gehören in dieser Saison nicht zu den Glückskindern. Beim Barbarossapreis wurde Thalers Opel Astra ausgerechnet vom Manta seines Teamgefährten bei Kissling-Motorsport, Peter Hass, ins Aus befördert. Doch auch im Motorsport gilt: Neues Spiel, neues Glück, und so werden sich weder Scheid noch Thaler die Freude an der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft und deren Heimat „Grüne Hölle“ verderben lassen.

Nächster Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft: DMV-250-Meilen-Rennen am 12. Oktober 2002, Veranstalter AC Monheim.

Rennergebnis 34. ADAC-Barbarossapreis des MSC Sinzig,
8. Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2002 (Plätze 1 bis 10):

1. Artur Deutgen (Duisburg) BMW M3, 3:33:42.389 Stunden (= 23 Runden), 157.775 km/h; 2. Michael Bäder/Tobias Hagenmeyer (Ofterdingen/Schwieberdingen) BMW M3, 1:45.779 Minuten Rückstand, 156.484 km/h; 3. Andreas Schall/Ralf Schall (Dornstadt) Mercedes Benz 190E, 5:46.826 min, 153.620 km/h; 4. Wilhelm Kern/Wolfgang Destrée (Kleinaspach/Zornheim) Porsche 996 GT3, 5:47.910 min, 153.607 km/h; 5. Peter Becker/Dirk Schoysman (Grevenbroich/Belgien) Porsche 996 GTR 3; 6. Klaus Hahn/Andreas Hör (Stuttgart) Porsche 993 GT3, 1 Runde zurück, 150.911 km/h; 7. Michael Schaal/Andreas Eberhardt (Stuttgart) Porsche 993 RSR, 1R., 150.698 km/h; 8. Jürgen Kremerskothen/Arno Klasen (Düsseldorf/Karlshausen) BMW M3 GTR, 1 R., 149.788 km/h; 9. Michael Schratz/Burkhard Leinen (Leverkusen/Neuss) Porsche 996 GT3 R, 1 R., 149.145 km/h; 10. Michael Krohn/Mike Neumann (Hamburg/Rellingen) Porsche 911, 1 R., 149.144 km/h.