Die Norweger gehen 2022 wieder auf „Klassenfahrt“

Wer eine Reise tut, hat viel zu erzählen: Seit dem Jahr 2008 geht Møller Bil Motorsport auf „Klassenfahrt“. Der Bestimmungsort ist die legendäre Nordschleife. Dort ist das norwegische Rennteam Stammgast in der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS). Mit durchaus nennenswertem Erfolg. Bis 2016 wurden mit zwei Audi TT 2,0 TFSI in der SP3T Klassensiege eingefahren. Seit 2017 sind die Skandinavier mit einem Audi RS 3 LMS in der TCR-Klasse am Start in der Besatzung Håkon Schjærin, Atle Gulbrandsen und Kenneth Østvold.

Im Oktober 2019 war die Reisegruppe aus Norwegen zuletzt in der Eifel zu Gast. Normalerweise reisen sie mit großem Gepäck an. Dahinter steckt ein ausgeklügelter Plan und echtes Teamwork, wie Schjærin erklärt: „Motorsport ist teuer. Am Anfang haben wir Partner und Sponsoren eingeladen, um mit dem Team das Wochenende auf der berühmtesten Rennstrecke der Welt zu verbringen. Wir kümmerten uns um Reisen, Hotels, Autovermietung und alles andere. Man könnte sagen, wie ein Reisebüro. Wir haben unseren Gästen das ultimative Erlebnis geboten. Im Gegenzug haben wir das Budget zusammen bekommen, das wir brauchten, um das zu tun, was wir so sehr lieben.“

Ab 2008 wurde die Expedition ausgeweitet. Das Team fuhr dann unter der Bezeichnung Møller Bil Motorsport. Die Firma Møller Bil AS ist Norwegens größte Autovermittlung und hat viele Werkstätten. Seitdem werden die langjährigen Mechaniker als Inspiration und Belohnung für ihre harte Arbeit eingeladen, ebenso die jungen Mechaniker, die ihre Ausbildung gerade abgeschlossen haben. Doch damit nicht genug. Der Clou des Ganzen: Für jedes Rennen werden vier Mechaniker ausgewählt, die noch nie zuvor im Motorsport tätig waren. Diese arbeiten dann mit den vier Mechanikern zusammen, die schon seit Jahren Teil des Teams sind. „Das ist für die Mechaniker natürlich sehr aufregend, aber sie lieben es einfach“, so Schjærin. „All dies ist Teil der Møller Bil-Strategie ,great place to work‘.“

Bonk Motorsport ist der neue Servicepartner

Für 2022 sind Teilnahmen bei NLS zwei bis vier sowie sieben und acht geplant. „Da wir seit 2019 wegen der Pandemie nicht mehr teilgenommen haben, müssen wir erst einmal wieder in Fahrt kommen. Außerdem haben wir in diesem Jahr mit Bonk Motorsport einen neuen Servicepartner. Auf diese Zusammenarbeit freuen wir uns sehr. Vielleicht reicht es ja auch in diesem Jahr wieder für einen Sieg“, sagt Schjærin, der in der Heimat ein Elektronikgeschäft betreibt, in dem alle Arten von Haushaltsgeräten wie Fernseher, Kühlschränke oder Öfen verkauft und repariert werden. Außerdem führt er eine Immobilienfirma mit einigen Büros, die er vermietet.

Nun sind Sportler aus Norwegen eher bekannt für ihre herausragenden Leistungen in der Loipe oder von der Sprungschanze. Aber auch auf dem Asphalt schreitet die Entwicklung voran. „Es wird immer besser, wir hatten im Laufe der Jahre viele gute Rallye-Fahrer. Heutzutage entwickelt sich der Rundstrecken-Rennsport sehr gut. Vielen Dank an die Dokumentarserie über die Formel 1 ,Drive to Survive´ und an Dennis Hauger, der in die Formel 3 ging.“

An seinen ersten Einsatz als Pilot erinnert sich Schjærin, der mittlerweile 25 Klassensiege in der NLS einfuhr, noch ganz genau. Es war 1995 beim 24h-Rennen am Nürburgring. Kein Wunder, dass ihn diese Strecke besonders fasziniert: „Es ist die fahrerische Herausforderung, aber auch die unglaubliche Komplexität und die schiere Länge. Und natürlich die ganze Geschichte des ‚Mythos Nordschleife‘. Sie ist die Mutter aller Rennstrecken und das soll sie auch bleiben. So eine Strecke gibt es weltweit nicht und ich bin sehr froh, hier zu fahren. Ich finde es auch sehr schön, dass kleine Teams an den gleichen Rennen teilnehmen können wie die großen Werksteams.“