ROWE RACING freut sich auf den ersten Renneinsatz

Es geht endlich wieder los: ROWE RACING bestreitet am kommenden Samstag (27. Juni) seinen ersten Renneinsatz in der Saison 2020. Die Mannschaft aus St. Ingbert tritt beim Auftakt der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) auf der Nordschleife an. Das Cockpit des BMW M6 GT3 mit der #99 teilen sich dabei die beiden BMW Werksfahrer Philipp Eng aus Österreich und Nick Catsburg aus den Niederlanden. 

Die NLS-Saison 2020 beginnt mit mehr als dreimonatiger Verspätung mit dem ursprünglichen vierten Lauf, nachdem wegen der COVID-19-Pandemie die ersten drei Rennen nicht stattfinden konnten. Jetzt dürfen ROWE RACING und die übrigen Teilnehmer unter den Vorgaben eines umfangreichen Hygienekonzeptes und ohne Zuschauer um die ersten NLS‑Podiumsplätze kämpfen. Dieses Konzept sieht unter anderem eine Begrenzung der Teamstärken, eine umfangreiche Maskenpflicht und vor allem eine Outdoor-Boxengasse im Fahrerlager vor. Die bekannten Boxenanlagen werden nicht genutzt, in der eigentlichen Boxengasse werden die Fahrzeuge nur betankt. ROWE RACING hat die neuen Vorgaben bereits bei der Test- und Einstellfahrt am 15. Juni kennengelernt und sich auf die veränderten Abläufe eingestellt.

Wie groß ist die Freude bei ROWE RACING, endlich wieder Rennen fahren zu dürfen?

Hans-Peter Naundorf, Teamchef ROWE RACING: „Da sind wir nicht alleine. Ich glaube, dass jeder froh ist, dass der Rennsport wieder loslegen darf, und das jetzt auch wieder mit Rennen, nicht nur Testfahrten oder Track Days. Als im März der Lockdown kam, war ja nicht abzusehen, wann es wieder losgehen und ob man überhaupt in diesem Jahr noch einmal fahren könnte. Dass es die VLN geschafft hat, eine so große Veranstaltung in Europa schon im Juni wieder durchführen zu dürfen, ist eine tolle Leistung. Auch wenn die Bedingungen für alle Beteiligten ganz anders sind als in den Zeiten vor Corona, ist es schön, dass es wieder möglich ist, Rennen zu fahren. Wir hatten von Anfang an gesagt, wenn die VLN das hinbekommt, sind wir als Erste mit dabei. Auch unsere Partner sind natürlich sehr froh, dass wir wieder auf die Strecke gehen können. Ganz egal, wie die Bedingungen mit strengen Hygienemaßnahmen und limitiertem Personal aussehen, ist es generell sehr wichtig für den Motorsport, wieder präsent zu sein und Rennen sicher durchführen zu können.“

Wie schwierig war die Zeit des Lockdowns für ROWE RACING? Mussten Mitarbeiter nach Hause geschickt werden?

Naundorf: „Das Wichtigste ist für mich zuerst, dass niemand im Team und auch bei allen Angehörigen oder im Umfeld selbst von Corona betroffen war. Als die Pandemie Mitte März durch Europa gezogen ist, wusste erstmal niemand, wie es weitergehen würde. Als dann klar war, dass alle Rennen bis auf weiteres gestoppt sind, war unsere erste Maßnahme im Team, dass wir allen unseren Mitarbeitern ermöglicht haben, sich um sich selbst und ihre Familien zu kümmern. Wir haben auch viele Grenzgänger im Team, für die es sehr schwierig gewesen wäre, zur Arbeit zu kommen. Die Grenze zwischen dem Saarland und Frankreich wurde ja auch komplett geschlossen. Bis Mitte April haben wir eine Art teaminternen Lockdown durchgeführt, Überstunden abgebaut und quasi von Tag zu Tag versucht, die Lage neu einzuschätzen. Im April und Mai haben wir dann teilweise die Möglichkeit ergriffen, Kurzarbeitergeld in Anspruch zu nehmen. Anfang, Mitte Mai kam die Perspektive auf, dass es eventuell Ende Juni ein erstes Rennen geben könnte, und wir haben entschieden, vier bis fünf Wochen vor einem absehbaren Neustart die Leute zurückzuholen – immer unter den aktuellen Sicherheitsbestimmungen und mit umfangreichen Hygienemaßnahmen. Wir haben dann auch erste Testfahrten durchgeführt, auch um uns alle im Team an neue Vorgaben an der Strecke in Bezug auf Sicherheit und Hygiene zu gewöhnen und unsere Abläufe daran anzupassen. Rückblickend waren wir insgesamt deutlich weniger in Kurzarbeit oder im Lockdown, als wir das gedacht hätten.“

Gab es in dieser Zeit auch andere Projekte, die neu angeschoben wurden?

Naundorf: „Ja, auch wir haben uns mit Sim-Racing befasst und ein E-Sport-Team aufgebaut. Das Sim-Racing hat einen Boom erlebt, wir sind allerdings durch unseren eigenen Lockdown ein bisschen spät in diesen Bereich eingestiegen. Wir hatten das schon vor einigen Monaten mal in Betracht gezogen, in dieser Phase aber dann auch die Zeit gefunden, das umzusetzen. Wir haben im Bereich Engineering einiges entwickelt und können Sim-Racern und echten Rennfahrern helfen, Speed zu finden. Da wenden wir die gleichen Methoden und Taktiken an wie im realen Rennsport. Mit unserer Software können wir umfangreiche und schnelle Auswertungen durchführen, was auch bei unseren Sim-Racern zu Erfolgen geführt hat.“

Jetzt geht es aber zurück auf die Rennstrecke, und das sehr geballt mit quasi einer kompletten Saison innerhalb von viereinhalb Monaten. Wie intensiv wird diese Zeit?

Naundorf: „Das hört sich im ersten Moment heftig an, ist es aber eigentlich gar nicht. Sonst hatten wir eine intensive Zeit im April, Mai und Juni, mal bis hinein in den Juli, das hat sich jetzt einfach nach hinten geschoben. Der Abstand zwischen den einzelnen Rennen beträgt meistens mindestens 14 Tage und nur einmal lediglich eine Woche. Diese Schlagzahl sind wir aus früheren Jahren gewohnt. Wir benötigen durch die Corona-Thematik allerdings mehr Personal, beispielsweise um ein Risiko-Management betreiben zu können, und haben deutlich höhere Kosten, etwa durch andere Reisearrangements und höhere Sicherheitsmaßnahmen. Wir führen außerdem bei all unseren Mitarbeiter direkt vor und nach einer Veranstaltung PCR-Tests durch, um unsere Teammitglieder und auch deren Familien zu gut wie möglich zu schützen. Das ist nicht verpflichtend, aber wir haben selbst das für uns zur Vorgabe gemacht.“

Welche Auswirkungen haben die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen am Nürburgring auf die Abläufe im Team?

Naundorf: „Ein großes Thema ist die veränderte Boxengasse. Es ist für die Ingenieure schwierig, die richtigen Berechnungen durchzuführen, bevor man zum ersten Mal dort unter diesen Bedingungen gefahren ist. Für die Fahrer ist es auch eine große Umstellung, trotz der niedrigen Geschwindigkeiten das Gefahrenpotenzial in der Boxengasse richtig abzuschätzen. Die schwierigsten Situationen sind aber immer die, wenn man bedingt durch Hygiene oder Reglement Änderungen in einem gewohnten und verinnerlichten Ablauf hat, beispielsweise wenn eine seit Jahren eingespielte Boxenstopp-Crew jetzt mit weniger Leuten arbeiten und die gewohnte Vorgehensweise ändern muss. Die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen haben wir schon bei den Tests umgesetzt, da sind wir eigentlich auf der sicheren Seite.“

Was sind die Ziele in dieser verschobenen Saison?

Naundorf: „Das erste Ziel ist natürlich, überhaupt wieder Rennen zu fahren. Das ist wichtig nicht nur für unser Team, sondern für ganz viele Beteiligte im Motorsport, ob es die Sponsoren, Partner, Hersteller, Organisatoren oder Rennstrecken sind. Aber natürlich sind wir ja nicht umsonst im Motorsport und haben uns ein so konkurrenzreiches Umfeld ausgesucht: wie jeder andere auch wollen wir natürlich sportlich ganz vorne dabei sein. Die Ausrüstung und die Fahrer dafür haben wir. Deswegen wollen wir die Rennen bestenfalls als Sieger beenden, aber das Podium ist eigentlich immer das Minimal-Ziel.“