Falken und der doppelte Porsche

Aus eins mach zwei: Falken Motorsport geht 2020 mit gleich zwei GT3-Porsche 911 GT3 R sowohl in der Nürburgring Langstrecken-Serie als auch beim legendären 24-Stunden-Rennen in der Eifel an den Start. Eine Erfolgsgeschichte endet hingegen. Das Team des japanischen Reifenherstellers verabschiedet sich von dem BMW M6 GT3, der in den letzten drei Jahren parallel zu dem Porsche zum Einsatz kam und der für besondere Momente in der Geschichte der Falken sorgte. Am Juli 2017 gewannen Stef Dusseldorp und Jörg Müller mit dem BMW das Rennen um die 48. Adenauer ADAC Rundstrecken-Trophy. Der Erfolg beim vierten Lauf der VLN Langstreckenmeisterschaft 2017 war nach 6.610 Tagen oder umgerechnet 18 Jahren der erste Sieg der Falken in der „Grünen Hölle“. 2019 folgte nochmal ein sehr guter fünfter Platz beim 24h-Rennen als schnellster BMW.

„Das Projekt mit BMW war auf zwei Jahre angelegt. Wir haben es auf drei Jahre verlängert. In dieser Zeitspanne kommt normalerweise ein neues Fahrzeug und dann verhandelt man in der Regel neu. Bei BMW gab es bekanntermaßen noch kein neues Auto. Das ist in Vorbereitung und dauert noch eine Weile. Wir haben entschieden, uns auf eine Sache zu konzentrieren, nämlich auf uns“, erklärt Stefanie Olbertz, die verantwortlich für das Motorsportprogramm von Falken Tyre Europe GmbH ist, sie fügt hinzu: „In dem Fall ist es hilfreich, wenn man zwei Fahrzeuge von einem Hersteller hat. Uns war von Anfang an klar, dass man sich das Leben in einer Rennserie nicht leichter macht, wenn man zwei Autos von verschiedenen Herstellern einsetzt. Das heißt nicht, dass dies auf immer und ewig so sein wird. Das hat nichts mit BMW oder der Performance zu tun, weil wir sehr zufrieden mit dem Auto waren.“

Nun könnte der Motorsport-Laie auf den Gedanken kommen, zwei verschiedene Marken sind für einen Reifenhersteller in punkto Auswertung von Daten ergiebiger und aussagekräftiger als nur ein Testträger. Doch dem widerspricht Olbertz in einigen Punkten. „Einerseits stimmt das, weil man zwei komplett verschiedene Fahrzeugkonzepte hat und manchmal hin und her switchen kann. Wir entwickeln zwar in dem Sinne nicht für Straßenreifen, aber die Erkenntnisse aus unserer Reifenentwicklung fließen teilweise mit ein. Deswegen haben wir das damals auch gemacht. Das hat jetzt drei Jahre wunderbar funktioniert. Gerade im Jahr 2018 hat dies zu einigen Erfolgen geführt. Auf der anderen Seite sparen wir uns durch die Fokussierung Zeit und zum Teil auch Geld. Zudem ist der Porsche das neuere Fahrzeug, dort sind die technischen Potenziale noch nicht alle ausgeschöpft. Grundsätzlich arbeiten wir ja auch schon sehr lange mit Porsche zusammen.“

Nachdem Falken im Jahr 2018 auf der legendären Nordschleife von Erfolg zu Erfolg raste, blieb dem Team im vergangenen Jahr der Weg aufs Treppchen verwehrt. 2018 gab es für die Falken bei VLN6 einen Doppelsieg durch Klaus Bachler und Martin Ragginger im Porsche 911 GT3 R vor Stef Dusseldorp und Alexandre Imperatori im BMW M6 GT3. Bei VLN9 triumphierten dann nochmal Bachler/Ragginger. Insgesamt gab es sieben Podiumsplätze. 2019 flogen die Falken an ihrem Ziel vorbei. „Das hatte verschiedene Gründe, wir sind mit den Wetterkapriolen nicht so zurecht gekommen. 2018 gab es kein einziges Regenrennen in der VLN, 2019 war es eigentlich komplett umgekehrt. Die Reifen verhalten sich auf beiden Fahrzeugen unterschiedlich. Besonders bei Mischbedingungen war es nicht immer einfach die verschiedenen Ergebnisse auszuwerten und zu interpretieren. Da hat dann schon mal der gleiche Reifen zur selben Zeit auf dem anderen Auto nicht funktioniert. Teilweise sind wir nur knapp am Podium vorbei gefahren. Letztlich zählt nur das Ergebnis. Da stehen wir zu. Das hat uns auch dazu bewogen, zu schauen, wo wir strategisch besser werden können“, sagt Olbertz.

Zumindest optisch ändert sich 2020 bei Falken Motorsport fast nichts. Beide Porsche werden im traditionellen türkis-blau auftreten: „Es wird mit ziemlicher Sicherheit keine lila-Lackierung werden. Wir schauen, was wir mit dem zweiten Fahrzeug machen, damit die beiden Porsche sich nicht nur durch die Startnummer unterscheiden, aber die Farben werden sicher gleich bleiben. Es wird leicht zu erkennen sein, dass es ein Falken-Auto ist“, so Olbertz, denn die beiden Porsche sind auch ansonsten kaum auseinanderzuhalten. „Die sind im Grunde baugleich, nur ein Jahr auseinander.“

Ende Februar will Falken dann auch die endgültigen Besetzungen der GT3-Boliden öffentlich bekannt geben. Zunächst einmal steht der Shakedown im portugiesischen Portimāo auf dem Plan. Olbertz deckt die Karten noch nicht auf: „Es werden auf jeden Fall wieder ein paar im Zusammenhang mit Falken bekannte Gesichter sein. Es gibt aber auch ein paar neue Piloten, wir haben erneut Werksunterstützung von Porsche bekommen. Darüber freuen wir uns natürlich sehr.“ Eines ist allerdings sicher: Beide Fahrzeuge werden wie gewohnt bei Falken mit Pro-Piloten besetzt sein.