Mit Gänsehaut in den Rennruhestand

Es war ein außergewöhnlicher Abschied. Es war eine gelungene Reise in die Vergangenheit. Es war eine Ehrenrunde, die große Emotionen weckte. Andreas Schall, eine der Ikonen in der Geschichte der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring, verabschiedete sich nach Jahrzehnten von der Rennstrecke. Der 80-Jährige fuhr vor dem Start des Rennens um den 44. DMV Münsterlandpokal mit seinem schwarzen Ford Escort RS2000 eine Runde um die Nordschleife. Mit diesem Auto fuhr er 1988 den Vizetitel in der weltweit größten Breitensportserie ein.

„Das war ursprünglich ja auch meine Idee, alle waren begeistert, als sie davon gehört haben. Der Ralf hatte zuvor immer zu mir gesagt, du glaubst das nicht, wieviele Leute immer nach dir fragen. Das war eine geile Runde. Es war ein super Tag. Ich habe es vom ersten bis zum letzten Meter genossen. Ich bin extra nicht so schnell gefahren. Die Sportwarte sind an den Randstein gekommen, und haben mir gewinkt. In der außergewöhnlichen Form hatte ich das nicht erwartet“, sagte Andreas Schall begeistert.

Sein Sohn Ralf begleitete ihn auf seiner Runde dahinter mit einem weiteren legendären Fahrzeug der Familie aus Dornstadt in der Nähe von Ulm, mit einem Opel Astra V8 Coupé, das zwischen 2004 und 2006 in der Grünen Hölle eingesetzt wurde. „Es hat einfach alles gepasst. Die Rahmenbedingungen waren wunderschön. Wir hatten schönstes Herbstwetter. Dass es beim letzten Lauf der Saison auch noch relativ warm ist, das konnte man nicht erwarten. Ein ganz großes Dankeschön an die VLN. Das wissen wir sehr zu schätzen“, sagt Ralf Schall, der auf der speziellen Runde um die Nordschleife ebenfalls unvergessliche Momente erlebte: „Die Zuschauer haben mit ihren Fahnen und die Streckenposten mit ihren Flaggen gewinkt. Mein Vater hat mich vor über 30 Jahren zum Motorsport gebracht, ansonsten würde ich jetzt wahrscheinlich Tennis oder Fußball spielen. Deswegen war es auch für mich eine besondere Geschichte. Es hat mich mit Stolz erfüllt, dass ich ihn mit in den Rennruhestand begleiten durfte. Das war Gänsehaut pur.“

Der Name Schall hat in der VLN einen Klang wie Donnerhall. 79 Siege fuhr das Vater/Sohn-Duo gemeinsam in über 200 Rennen ein. Mit einem Mercedes 190 Evo II gab es damals auf Anhieb den ersten Gesamtsieg von insgesamt fünf. Andreas Schall hat 98 Klassensiege und 45 Gruppensiege auf seinem Konto. Sein Filius hat ihn diesbezüglich bereits überholt (104/65). Nur Johannes Scheid und Volker Strycek waren erfolgreicher als die beiden. Sein letztes VLN-Rennen fuhr Andreas Schall am 11. Oktober 2014 beim ROWE DMV 250-Meilen-Rennen in der Gruppe H3. Er schied damals mit Sohn Ralf im Mercedes-Benz 190E aus.

Nun hängt er den Overall endgültig an den Nagel. „Ich habe zwar noch eine gültige Nordschleifen-Permit. Aber, das war das letzte Mal, dass ich mich in ein Rennauto gesetzt habe. Ich habe das jetzt eingesehen. Ich bin so viel gefahren, mindestens drei Mal um die Erde, allein auf der Nordschleife“, sagt Andreas Schall. Aber, niemals geht man so ganz. „Ich komme nächstes Jahr auf jeden Fall wieder rauf, dem Ralf zugucken und eine Rennwurst essen. Die habe ich jahrzehntelang gegessen. Die Würste im Schwabenland sind auch gut, aber die da oben, die schmecken einfach.“