Melle goes Nordschleife

Melle hat 46.000 Einwohner und liegt im Landkreis Osnabrück. 314 Auto-Kilometer von der Nürburgring-Nordschleife entfernt hat die Stadt in Niedersachsen dennoch mehrere Gemeinsamkeiten mit der VLN Langstreckenmeisterschaft. Denn sowohl die Meister der Jahre 2013 und 2015, Tim und Dirk Groneck, als auch das Team Walkenhorst Motorsport sind dort beheimatet. Und bei VLN7 machen sie nun in der Cup5-Klasse sogar gemeinsame Sache. Groneck/Groneck steigen dafür um. Vom bewährten Renault Clio in einen BMW M240i.

„Die Beziehung gibt es schon länger. Wir kennen uns von früher. Bekanntlich kommen wir alle aus dem gleichen Ort, aus Melle. Unser Meister-Clio war ursprünglich das Auto von Henry Walkenhorst. Als er damals auf einem BMW M3 umgestiegen ist, haben wir ihm den Renault abgekauft“, sagt Tim Groneck.

Seit 2010 sind die Brüder in der VLN aktiv. In den letzten drei Jahren traten sie aber mit insgesamt nur acht Starts deutlich kürzer. Doch wie kam es nun eigentlich zu der Zusammenarbeit mit Walkenhorst? Tim Groneck klärt auf: „Alles mit dem eigenen Team selber zu stemmen, ist sehr zeitintensiv. Die ganze Organisation und das Equipment. Und Henry hat irgendwann gesagt, dann fahrt doch bei mir einen Lauf. So hat sich das ergeben. Jetzt haben wir das eingetütet und wollen es mal probieren. Letztes Jahr sind wir mit dem Auto ja schon beim 24h-Rennen gestartet. Für uns war das die einfachste und beste Lösung, um mal wieder im Auto zu sitzen.“

Heckantrieb sind die Brüder aus dem Kartsport gewohnt

Der Wechsel vom Clio zum heckangetriebenen BMW stellt die zweifachen Meister nach eigener Aussage vor keine allzu große Herausforderung. „Das ist kein Problem, wir kamen auch beim 24h-Rennen sofort gut klar damit. Der M240i ist kein brachiales Auto. Das ist ein sehr seriennaher Wagen. Wir fahren selber auf der Straße einen BMW. Das Interieur ist bekannt. Man findet alles wieder und weiß, wie es funktioniert. Das ist keine ungewohnte Umgebung für uns. Wir kommen aus dem Kartsport und sind den Heckantrieb gewohnt. Der Clio ist es damals vor allem geworden, weil der im Preis-, Leistungsverhältnis unschlagbar war“, sagt Tim Groneck.

Und das Auto, mit dem die beiden bereits 21 Klassensiege einfuhren, ist auch noch lange nicht aus der Welt. Späteres Comeback nicht ausgeschlossen. „Der Clio steht einsatzbereit in der heimischen Garage. Letztlich müssten nur noch die Reifen draufgesteckt werden, dann könnten wir losfahren. Mit dem Meisterauto wollen wir bald auch nochmal angreifen. Das Team besteht ja nur aus Kumpels, da ist kein einziger KFZ-Mechaniker dabei. Vom Ambiente her ist das natürlich wesentlich schöner. Da hatten wir jede Menge Spaß. Der Clio ist wie ein Maßanzug, da setzt du dich rein und bist direkt vorne bei der Musik. Er ist perfekt auf uns abgestimmt und ist einfach ein geiles Auto. Mit dem BMW kommst du auch relativ schnell bis auf zehn Sekunden an die Spitze ran, danach musst du das Auto aber wirklich gut kennen, um dich weiter zu verbessern“, sagt Tim Groneck, der ebenso wie sein Bruder in den letzten Jahren dem Privatleben einen größeren Platz eingeräumt hatte. Das Benzin bekommt er dennoch nicht ganz aus dem Blut. Und er hat es zwischenzeitlich auch schon auf die gesamte Familie übertragen. „In den letzten drei Jahren habe ich zu Hause umgebaut. Da war der Kopf nicht frei für Motorsport. Wenn ich etwas mache, dann richtig. Ich bin sehr ehrgeizig, ein Perfektionist. Momentan verbringe ich mehr Zeit auf der Kartbahn, als am Nürburgring. Meine Söhne Felix und Moritz sind fünf und acht und mit denen bin ich dann auch zehn bis zwölf Wochen im Jahr unterwegs bei Rennen. Da muss ich jetzt eben mal zurückstecken. Vielleicht können wir dann in zehn Jahren zusammen über die Strecke fahren.“

Auch die Söhne sind schon mit dem Virus Motorsport infiziert

Ohnehin gibt es indirekt bereits eine starke Verbindung der Groneck-Söhne zur VLN, wie der Papa erzählt: „Als wir den ersten VLN-Titel eingefahren haben, hatte mein älterer Sohn Geburtstag und als der jüngere Sohn geboren wurde, war ich beim vorletzten Saisonrennen der VLN in der Eifel. Da bin ich vom Rennauto direkt ins Straßenauto, aber ich habe es nicht mehr pünktlich zur Geburt geschafft. Mein Beifahrer hat mir dann während der Fahrt schon mal ein Bild meines neu geborenen Kindes gezeigt. Meine Frau habe ich beim Motorsport kennengelernt, sie hatte vollstes Verständnis dafür. Sie ist jetzt beim Kartsport bei meinen Kindern noch bekloppter als ich“, sagt der Geschäftsführer eines Industriebetriebes, der Aluminium-Türen herstellt. Bruder Dirk ist selbstständig und im Bereich Türen und Treppen tätig. Ganz ohne familiäre Verbindung geht es auch hier nicht: „Ich beliefere meinen Bruder“, sagt er lachend.

Obwohl die Gronecks in der Grünen Hölle zuletzt kürzer getreten sind, ist der Ehrgeiz ungebrochen. Der Abstecher in den BMW wird mit dem größtmöglichen Ernst und Einsatz angegangen: „Wir wollen ins vordere Drittel, das wäre schon ganz gut. Insgeheim hoffen wir auf eine Top-Fünf-Platzierung. Aber, da fahren viele Jungs mit, die kennen das Auto wie ihre Westentasche. Wenn das Wetter wechselhaft wäre, fände ich das gar nicht so schlimm. Schauen wir mal, wo es uns hin spült“, sagt Tim Groneck.