„Immer wieder eine Herausforderung“

Seit 2013 ist Otto Klohs Stammgast auf der Nordschleife. Insgesamt 42 Mal ging der in Ludwigshafen wohnende Pilot in der Grünen Hölle mit dem #12 Porsche 911 GT3 R für Manthey Racing an den Start. Wir haben mit ihm über seine Premiere bei der VLN im Grello gesprochen, über seine Leidenschaft für Fahrzeuge aller Art und, was ihn am Nürburgring besonders fasziniert.

Du bist seit 2013 in einem Porsche GT3 in der VLN Langstreckenmeisterschaft am Start. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Manthey-Racing?

Der Ursprung des Ganzen liegt sogar etwas länger zurück. Mein Ziel war es immer schon, auf der Nordschleife Rennen zu bestreiten. Ich bin 2007 und 2008 Porsche Sports Cup mit einem GT3 RS gefahren. 2009 habe ich mich dann mit einem 997 Cup in die GT3-Cup Challenge eingeschrieben. 2008 hatte ich eine Panne mit dem Auto und damals war ich dort in der Werkstatt. Die haben mir sofort geholfen. Bei der Gelegenheit lief mir der Olaf in der Halle über den Weg. Er fragte kurz, wo es klemmt. Und ich sagte dann, wenn ich dich schon hier treffe, was muss ich machen, um VLN und das 24h-Rennen fahren zu können? Er sagte knochentrocken, erstmal die Strecke kennenlernen und dann kannst du anfangen, mit einem richtigen Auto zu fahren.

Wie ging es nach dem guten Rat des Nordschleifen-Experten weiter?

Ich habe das wirklich dann so lange geübt, bis ich mit dem GT3 RS unter acht Minuten in der grünen Hölle geblieben bin. 2012 war ich beim ADAC GT Masters am Start, da stand der gelb-grüne Porsche 911 GT3 R von Marcel Tiemann zum Verkauf. Den habe ich dann ein Jahr später von Olaf übernommen. Das Auto war im Gesamtpaket auf die Nordschleife abgestimmt. So hat es begonnen. Am Anfang habe ich mich ein bisschen schwer getan. Die Geschwindigkeit und der Abtrieb des Autos bedeuteten für mich schon eine Umstellung. Mittlerweile haben wir schon 2019 und es macht mir heute immer noch sehr viel Spaß.

Jeder lobt, was Nürburgring erprobt. Was macht für Dich die Faszination der Nordschleife aus?

Es ist die gesamte Strecke, die Streckenführung. Die immer wiederkehrende neue Herausforderung. Die ist stets da. Du kennst die Strecke, aber dennoch passiert immer was Neues, was anderes. Der Verkehr, die Witterungsbedingungen, du kannst dich nie auf etwas verlassen. Wenn ich alle drei, vier Wochen Hockenheim fahren müsste, darauf hätte ich keine Lust. Da ändert sich nie was.

Und deine Meinung zur VLN?

Bei der VLN hat mich das ganze Umfeld von Beginn an sehr beeindruckt. Auch wenn es mittlerweile weniger kleine Teams geworden sind. Aber die Mischung der Fahrzeuge, das ganze Drumherum, das ist toll. Ich fühle mich hier sehr wohl und bin da sehr glücklich mit. Man kann schon fast sagen, das ist wie eine Familie. Du fährst Freitagnachmittag hin, am Samstag sitzt du Minimum vier Stunden im Rennauto und abends bist du wieder zu Hause. Der ganze Aufwand, den du in anderen Serien betreiben musst, das gefällt mir überhaupt nicht. Ich arbeite 50, 60 Stunden, wenn ich weiß, morgen geht es los, dann ist das für mich eine große Motivation. Früh aufstehen, Auto packen, Helm und Klamotten rein, spätestens 13:30 Uhr los und dann fahr ich da hoch. Egal ob es regnet, oder die Sonne scheint. Das spielt keine Rolle. Ich sage immer, die beste Autobahn-Abfahrt in Europa ist für mich: Adenau/Nürburgring/Kempenich.

Du bist Gesellschafter einer GmbH aus Ludwigshafen für Schiffstransporte. Beruflich bist du zu Wasser unterwegs, privat sozusagen auf dem Land. Eine interessante Kombination…

Ich fahre ja nicht selber auf dem Wasser. Was ein Spediteur mit dem LKW auf dem Verkehrsträger Straße macht, mache ich mit dem Binnen- oder dem Tankschiff auf dem Verkehrsträger Wasser. Ich habe lediglich mal ein Praktikum auf einem Tankschiff absolviert. Das hat dazu geführt, dass ich die Speditionsausbildung abgeschlossen habe. Das passt aber aufgrund der technischen Verbundenheit gut zusammen. Ich bin von Kindesbeinen an ein Fan von Motorsport und Fahrzeugen, egal mit wie vielen Rädern. Mit zwölf, 13 Jahren haben wir mit Mopeds schon Rennen veranstaltet. Ich komme aus einem kleinen Dorf in Bayern, da hat sich damals niemand drum geschert, ob das kleine Moped überhaupt zugelassen ist. Sobald du richtig laufen konntest, musstet du Traktor fahren. Das war einfach so.

Du kannst auf ein erfolgreiches Motorsport-Jahr zurückblicken. Beim 24h-Rennen hast Du mit Lars Kern, Matteo Cairoli und Dennis Olsen den Klassensieg in der Pro-Am und einen vierten Gesamtrang geholt. Bei VLN3 standst du als Zweiter mit Olsen auf dem Podium…

Mein Ansporn ist es schon immer bei Rennen gewesen, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Ich will unter professionellen Bedingungen arbeiten. Dazu gehört natürlich auch, dass ich fit bin. Bei Manthey-Racing stehst du automatisch mehr unter Beobachtung. Es ist ein sehr gutes, renommiertes Team. Deswegen will ich mich persönlich auch bestmöglich aufstellen. Aber, der Spaß an der Freud steht für mich im Vordergrund. Fast jeder Porsche-Junior hat in den letzten sechs Jahren seine erste Runde auf der Nordschleife bei mir im Auto gemacht. Connor de Phillippi, Alex Riberas oder Sven Müller, wie sie alle hießen. Das motiviert mich auch und ich lerne dadurch ebenfalls dazu.

Gibt es da eine nette Anekdote?

Ja, Lars Kern hat auch die erste Runde in meinem Porsche gemacht. Vorher gab es für ihn keine Möglichkeit vom Werk aus ein GT3-Auto zu fahren. Andere Leute geben dir natürlich nicht einfach so ein schnelles Auto. Ich kannte ihn aber aus dem Sports Cup und hatte gesehen, wie er mit dem Cayman fuhr. Und dann habe ich zu ihm gesagt, weißt du was, hier hast du den Schlüssel, da unten steht das Auto, lass dir einen ordentlichen Satz Reifen drauf montieren, fahr mal ein, zwei Runden. Er hat ein paar Sekunden gebraucht, um das zu realisieren. Ich sagte dann nochmal zu ihm, mach das jetzt, um 17:15 Uhr ist die Trainingszeit vorbei.

Bei VLN6 erlebst Du deine Premiere im allseits beliebten Grello. Du fährst beim 42. RCM DMV Grenzlandrennen zusammen mit Kevin Estre und Lars Kern…

Mein Wunsch war es immer, wenn es die Möglichkeit gibt, mal mit dem neuen Auto über die Nordschleife zu fahren. Ich werde im Januar 60 Jahre alt, da will ich mir nicht unbedingt ein neues Auto kaufen. Die Moni ist nach wie vor gut in Schuss. Mit ihr sind wir Vierter geworden beim 24h-Rennen. Das ist ein 2016er-Baujahr. Aus rennsportlicher Sicht ist das ein altes Auto. Das ist der Hintergrund. Und Manthey hat auch gesagt, komm, dann machen wir das jetzt einfach mal.

Du hast es gerade selber erwähnt, Anfang nächsten Jahres steht ein rundes Jubiläum an. Da muss die Frage erlaubt sein, wie lange möchtest Du noch im Motorsport aktiv sein?

Mein größtes Problem ist, die fehlende Zeit. So lange ich so fit bleibe wie jetzt, will ich auf jeden Fall weiter fahren. Nächstes Jahr steht das 24h-Rennen definitiv wieder auf meinem Plan. Die Moni wird gerade einsatzbereit gemacht, das Auto ist voll wettbewerbsfähig. Mit ihr will ich 2020 auch wieder in der VLN an den Start gehen.