„Marshal Permit Nordschleife“, die ersten Sportwarte sind zertifiziert

Die Streckensicherheit an der Nordschleife als längste Rennstrecke der Welt hat ihre eigenen Regeln. Das wissen nicht zuletzt die zahlreichen Sportwarte der Streckensicherung (SdS), die bei Veranstaltungen in der Grünen Hölle im Einsatz sind. Ihre Ausbildung auf einen einheitlichen Top-Standard zu bringen, ist das Ziel eines neuen Projektes, das der DMSB vorantreibt und das für die Teilnehmer kostenlos ist.

Gemeinsam mit Veranstaltern, Rennstrecke und Anbietern der Sportwarteschulungen gab es nun eine Pilotveranstaltung am Nürburgring an der auch Michael Bork, Leiter Sport und Renndirektor der VLN, sowie dessen Stellvertreter und Rennleiter VLN Frank Taller teilnahmen. Das neue Konzept wurde erprobt und die ersten Teilnehmer zertifiziert. Sie haben nun nicht nur die „Marshal Permit Nordschleife“ in der Hand, sondern auch einen der neuen Schutzhelme, die in Zukunft jedem erfolgreichen Teilnehmer der zweiteiligen Schulung vom DMSB zur Verfügung gestellt werden.

„Die Nordschleife ist einzigartig. Keine andere Rennstrecke der Welt verlangt den Sportwarten der Streckensicherung derart viel ab. Die zertifizierten SdS werden damit noch besser auf die mannigfaltigen Herausforderungen, die die Nordschleife an sie stellt, vorbereitet. Frank und ich sind als Rennleiter auch Inhaber der Lizenz als Leiter der Streckensicherung. Daher war es uns ein besonderes Anliegen, an der ersten Schulung zur Marshal Permit Nordschleife auch persönlich teilzunehmen. Wir wollten diese Zertifizierung absolvieren. Das verbessert uns in der Zusammenarbeit und im Dialog mit unseren Sportwarten und Kollegen draußen an der Strecke“, sagt Michael Bork.

„Die Nordschleife ist einzigartig. Keine andere Rennstrecke der Welt verlangt den Sportwarten der Streckensicherung derart viel ab.“

Michael Bork

Andreas Mühlenbernd ergänzt: „Dieses neue Konzept trägt zu einer fundierten undgleichenAusbildung bei, egal wo der Sportwart sich zur Schulung anmeldet, und sorgt für mehr Sicherheit der Sportwarte an der Strecke. Das Ganze ist ohne einen finanziellen Mehraufwand für den Sportwart zu absolvieren.“ Mühlenbernd war in seiner Funktion als Leiter der Streckensicherung bei der VLN maßgeblich an der Entwicklung der Marshal Permit Nordschleife und an der Aus- und Fortbildung der SdS und Abschnittsleiter beteiligt und hat diese vorangetrieben.

Eine spezialisierte Zusatzqualifikation auf kostenloser Basis

Kernidee des nun erstmals in der Praxis erprobten SdS-Projektes ist, auf freiwilliger und für die Sportwarte kostenloser Basis eine spezialisierte Zusatzqualifikation für die Nordschleife anzubieten. Im Rahmen der Pilotveranstaltung kamen Abschnittsleiter mit Vertretern von Marshalclubs, Lehrgangsanbietern sowie DMSB- und Nürburgringmitarbeitern zusammen, um das Konzept zu testen. In der ersten Stufe hatten die Teilnehmer dabei ein spezialisiertes E-Learning absolviert, in das unter anderem die umfangreichen Erfahrungen und vorhandenen Schulungsmaterialien für die DPN für Rennfahrer einflossen. Am Nürburgring stand nun als zweite Stufe die Präsenzveranstaltung mit abschließendem Test auf dem Programm. Im Gegensatz zur Fahrer-DPN soll die „Marshal Permit Nordschleife“ künftig nur für Abschnittsleiter obligatorisch sein. Eine entsprechende Lizenzkarte bestätigt die Zusatzqualifikation. Zum noch besseren Eigenschutz erhalten erfolgreiche Absolventen außerdem als Dankeschön einen von der DMSB-Hilfskasse finanzierten Schutzhelm, der sie als besonders qualifizierten SdS für die Nordschleife kenntlich macht.

Probesitzen im Grello-Porsche sorgte für einen Aha-Effekt

Im Mittelpunkt der Präsenzveranstaltung am Nürburgring standen verschiedene Lernmodule, in denen die Signalgebung mit Gelben Flaggen und Code-60-Signalen ebenso besprochen wurden, wie Hinweise zu eigener Sicherheit und eigenem Verhalten. Außerdem stand vor dem Abschlusstest noch ein Modul zum Thema Funk-Kommunikation im Lehrplan. Wichtige Erkenntnisse brachten die vor Ort aufgestellten Fahrzeuge für die Teilnehmer. Neben dem Einsatzwagen der E-Unit war es vor allem der als „Grello“ bekannte Manthey-Porsche 911 GT3-R, der das Interesse weckte: Hier konnte mit Hilfe eines kompetenten Teammitgliedes das Sicherheitskonzept des Fahrzeugs erläutert werden, und die Teilnehmer erhielten sogar die Möglichkeit zum „Probesitzen“. Letzteres hatte ganz praktische Gründe, denn so konnte ein ganz eigener Eindruck erhalten werden, wie eingeschränkt das Sichtfeld eines Rennfahrers sein kann – ein wichtiger „Aha-Effekt“ für alle Beteiligten, der mit der Hilfe des traditionsreichen Rennteams vermittelt werden konnte.

Da bei der Schulung am Nürburgring zahlreiche erfahrene Experten für die Streckensicherheit an der Nordschleife zusammenkamen, konnten die Entwickler des Kurskonzeptes auch wertvolles Feedback einholen. Beide Ausbildungsphasen wurden dabei noch einmal unter die Lupe genommen, und auf diese Weise Verbesserungsvorschläge für das E-Learning und die Präsenzveranstaltung erarbeitet. Sie werden nun in das Ausbildungsprogramm der DMSB Academy eingearbeitet, das dann ab der im Herbst beginnenden neuen Ausbildungsperiode angeboten wird.

Elektronische Signalgebung soll Sicherheit auf der Strecke erhöhen

Ein weiteres Projekt, dass der DMSB in die Wege geleitet hat, um die Sicherheit auf den Rennstrecken weiter zu erhöhen, ist die Entwicklung eines Systems zur elektronischen Signalgebung, das relevante Informationen direkt ins Fahrzeugcockpit überträgt. Auf diese Weise sollen Unfallgefahren im Motorsport vermindert und die Fairness erhöht werden. Seit Mitte Juli 2019 wird das wichtige Zukunftsthema von einer neuen hauptamtlichen Mitarbeiterin in der DMSB-Geschäftsstelle in Frankfurt vorangetrieben. Es sollen Möglichkeiten entwickelt werden, Flaggensignale in Echtzeit direkt ins Cockpit zu übertragen und der Rennleitung zusätzliche direkte Eingriffsmöglichkeiten auf das einzelne Teilnehmerfahrzeug zu geben. Insbesondere für die Sportwarte der Streckensicherung und eingesetzte Rettungskräfte, aber natürlich auch für Zuschauer und alle anderen Personen an der Strecke sollen potenzielle Gefährdungen damit weiter verringert werden.