„Jeder hat positive Emotionen am Ring“

Stephan Rösler ist Geschäftsführender Gesellschafter der Rösler Oberflächentechnik GmbH. Das Unternehmen aus dem unterfränkischen Untermerzbach ist ab dieser Saison mit AM Solutions Sponsor bei der VLN. Wir haben uns mit dem 52-Jährigen über die Beweggründe und seine Verbindung zum Motorsport und der legendären Nordschleife unterhalten.

Der Name AM Solutions ist sicher noch nicht jedem ein Begriff. Stellen Sie uns einmal kurz vor, was steckt hinter dem neuen Sponsor der VLN?

AM Solutions ist eine Marke der Rösler Oberflächentechnik GmbH. Unter dieser Marke bieten wir Verfahren, Dienstleistungen und Anlagen zur Nachbearbeitung additiv gefertigter Werkstücke. Aktuell ist es so, dass sich viele Firmen Gedanken machen, welche Teile additiv hergestellt werden können. Die Automobilindustrie, Luftfahrt oder Medizintechnik sind wesentliche Anwendungsgebiete. Bis vor ein, zwei Jahren gab es einen Hype. Nun ist bei vielen Ernüchterung eingetreten. Bei der Herstellung der Werkstücke haben die Druckerhersteller in den letzten Jahre große Fortschritte erzielt und forschen weiterhin intensiv daran Prozesse serientauglich zu gestalten. Mit einer „serientauglichen“ Teilenachbearbeitung, dem sogenannten Post Processing, hingegen, haben sich viele Anwender bisher noch nicht auseinandergesetzt. Um die vielen Vorteile der „Additiven Fertigung“ vollumfänglich nutzen zu können, ist jedoch eine durchgängige Prozesskette mit einem hohen Automatisierungsgrat entscheidend. Am Markt gibt es zwischenzeitlich viele Insellösungen, welche jedoch einen hohen Anteil an Handarbeit erfordern und somit die Prozesskette unterbrechen. Das ist für die Hersteller in Zeiten der Serienfertigung verständlicher Weise unbefriedigend. Wir wollen mit der Marke AM Solutions in Zukunft einen ganzheitlichen Ansatz anbieten und die Kompetenz für automatisierte Prozesse, welche sich RÖSLER in der Oberflächenbearbeitung von traditionell gefertigten Werkstücken erworben hat, auch auf dieses neue Herstellungsverfahren übertragen.

Die Marke ist 2018 entstanden. Wo ist das genaue Betätigungsfeld?

Das ist letzten Endes jeder Industriezweig, der mit dem 3D-Druck Teile herstellt. Automobilindustrie und -Zulieferer sind ein großer Bereich. Das Verfahren ist auch heute noch sehr teuer. Es gibt aktuell nur wenige Teile, die in Serie im 3D-Druck-Verfahren zu vertretbaren Kosten hergestellt werden. Mit unseren Möglichkeiten wollen wir das Post Processing günstiger gestalten. Und letztendlich haben auch viele Druckerhersteller ein Interesse daran, ihren Kunden den Einstieg in diese zukunftsweisende Technologie mit einer praxistauglichen Komplettlösung zu erleichtern.

Für welche Komponenten des Autos ist das besonders interessant?

Das ist eine sehr gute Frage, weil viele der Anwender noch nicht so genau wissen, was wirklich Sinn macht und wo es interessant ist. Es wird aktuell sehr viel entwickelt und getestet. Da gibt es die tollsten Dinge. Bei den meisten interessanten Projekten haben wir Geheimhaltungsvereinbarungen mit unseren Kunden getroffen, weshalb ich konkret keine Details nennen darf.

Hat das auch etwas mit einer möglichen Skepsis beim Endverbraucher zu tun?

Skepsis gibt es keine. Qualitativ gibt es da überhaupt keine Abstriche. Ganz im Gegenteil. Die Hersteller haben Dank des 3D-Druck-Verfahrens viel mehr Möglichkeiten bei schwierigen Geometrien und komplexen Strukturen. Das ist ein großer Vorteil. Aber die Herstellung ist im Moment bei vielen Anwendungsfällen sehr teuer. Für Massenteile sind die herkömmlichen Produktionsverfahren kostengünstiger. In der Automobilindustrie beispielsweise wird aktuell sehr viel entwickelt. Viele stehen da noch am Anfang. Wir wollen durch unsere automatisierten Post Processing – Lösungen den gesamten Prozess des 3D-Drucks attraktiver machen.

Thema Sponsoring: Seit zwei Jahren sponsern Sie den Handball-Zweitligisten HSC 2000 Coburg. Wo sind sie noch aktiv?

Im großen Stil sind derzeit der HSC 2000 sowie auch unser jährliches Rösler Open-Air-Festival in Eyrichshof unsere Hauptthemen. Natürlich unterstützen wir in unserer ländlichen Region auch viele Vereine, dies wird aber nicht groß kommuniziert. Durch das VLN Sponsoring bekommen wir nun ein weiteres Highlight dazu.

Coburg liegt in Schlagweite zu ihrer Firmenzentrale. Da ist ein Sponsoring beinahe logisch. Der Nürburgring und die VLN sind aber rund 400 Kilometer entfernt. Wie kam es dazu?

Da gibt es zweierlei Ansätze. Zum einen bin ich früher selbst VLN und 24h-Rennen gefahren. Und ich bin nach wie vor natürlich interessiert. Der zweite Punkt ist, dass viele Menschen Motorsport begeistert sind und diesen interessiert verfolgen. Unser VLN Sponsoring ist ein Marketingtool, um die Marke AM Solutions bekannter zu machen und emotional positiv ins Bewusstsein zu bringen. Jeder hat positive Emotionen, wenn er an der Rennstrecke ist und zuschaut.

Wann genau waren Sie als Pilot in der VLN unterwegs?

Ich habe 2003 angefangen in der V5 mit einem BMW. Ab 2005 gab es das Team Lambo Racing. Wir sind als Erster mit dem Lamborghini Gallardo über die Nordschleife gefahren, aus dem später die GT3 hervorgegangen sind. Zuletzt bin ich bei Black Falcon von 2009 bis 2011 auf einem Mercedes-AMG SLS GT3 gefahren.

Was fasziniert Sie an der Nordschleife und an der VLN?

Hier geht es mir wie vielen anderen auch – die Abwechslung und die Herausforderung. So eine Strecke gibt es nirgendwo anders. Auch die Nähe zum Publikum, der Enthusiasmus der Fans, die Liebe zum Motorsport und der Serie. Das ist aus meiner Sicht einzigartig. Die VLN hat ein breites Spektrum. Private Fahrer und Werkteams, verschiedene Klassen. Die Serie ist gut organisiert, sie hat ein gutes Reglement, es gibt ein faires Miteinander und dennoch ist es harter Motorsport.

Werden wir Sie auch noch einmal in der VLN als Pilot erleben dürfen?

Ich werde dieses Jahr bei Black Falcon in drei Rennen in der SP8T am Start sein.