Von Grangemouth an die Nordschleife

„Made in Germany“ ist im Motorsport ein bekanntes Qualitätsmerkmal und gilt auch für die unverzichtbaren Sportwarte der Streckensicherung. Dass die fleißigen Helfer an der Rennstrecke hingegen nicht ortsgebunden sind, ist nicht jedermann geläufig.

Karl-Heinz Beyel war im Jahr 1997 einer der Wegbereiter des heutigen Sportwarte-Austauschs zwischen dem Nürburgring – im speziellen der Sportwartegruppe Motorsportfreunde Düren – und Le Mans. 2005 folgte ihm sein Neffe Manuel Schindler, zunächst als Zuschauer bei den 24-Stunden von Le Mans. Seit 2007 ist Schindler selber als Sportwart in der Arnage bei dem Langstreckenklassiker aktiv. „Die Fahrer reisen in der Weltgeschichte herum, warum sollen das die Sportwarte nicht auch können?!“, sagt der VLN-Abschnittsleiter von den Motorsportfreunden Düren. Heute ist er zusammen mit Thorsten Beyel federführend bei dem Länderaustausch. Mit insgesamt sechs Kollegen machte er sich dieses Jahr auf den Weg nach Frankreich.

Zu VLN5 kommt nun Besuch aus dem britischen Königreich an die Nordschleife. „Vor zwei Jahren haben wir gesagt, wer Lust hat, auch mal am Nürburgring zu arbeiten, der kann sich gerne bei mir melden.“ Aiden Jack steigt am Wochenende in einen Flieger Richtung Köln, fährt dann mit dem Mietwagen in die Eifel und verbringt ein paar abwechslungsreiche Tage in der Campinganlage Stahlhütte in Dorsel. „Vor drei Jahren hat er sich in Schottland ins Auto gesetzt und ist einfach nach Le Mans gefahren. Er kannte dort niemanden und hat dort seine Dienste angeboten“, erzählt Schindler über den motorsportverrückten Mann aus Grangemouth im Verwaltungsbezirk Falkirk. Am Samstag wird Jack Posten 143 auf dem Weg in Richtung Karussell beim ROWE 6 Stunden ADAC Ruhr-Pokal-Rennen beziehen. Am Ring gibt es einen festen Standplatz mit zwei Leuten. Das ist in Le Mans anders geregelt. „Aufgrund der Größe des Events gibt es im Infield der Arnage drei Posten mit insgesamt 30 Sportwarten, die während des Rennens in drei Gruppen aufgeteilt sind. Alle 30 Minuten wird rotiert“, erklärt Schindler.

Der größte Unterschied und zugleich das größte Hindernis ist die Sprache. „Die Franzosen bestehen am Funk auf ihre eigene Sprache. Deswegen wird uns immer ein Franzose zugeteilt, der Deutsch kann und der nur für den Funk da ist. Zur Not verständigen wir uns mit Händen und Füßen, was bis jetzt immer reibungslos funktioniert hat“, sagt Schindler, der von der Wertschätzung der deutschen Kollegen in Le Mans zu berichten weiß. „Abschnittsleiter Frédéric Esnault ist froh, mit uns zusammenarbeiten zu können, da er weiß, wie zuverlässig wir sind.“ Der Automobile Club de l’Ouest, abgekürzt ACO, ist der größte Automobilclub Frankreichs.

Für Schindler ist sowohl die alltägliche Arbeit an der Nordschleife als auch die einmalige Stippvisite im Jahr nach Frankreich ein Highlight. „Den Ring habe ich vor der Haustür liegen und die Arbeit dort macht mir eine Menge Spaß. Auf der anderen Seite ist es aufgrund des Drumherums immer sehr reizvoll in Le Mans zu arbeiten. Als Sportwart bist du in gewissen Momenten nur mit 50 Mann in der Boxengasse unterwegs. Da kannst du dir die Autos in Ruhe anschauen und triffst alte Freunde aus Esslingen bei Stutt-gart und dem Rest der Welt – das ist ein tolles Flair.“ 