Fällt die Entscheidung bereits beim Schinkenrennen?

Der 30. DMV-Münsterlandpokal läutet am Samstag, den 22. Oktober 2005, die heiße Phase der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring ein. Der MSC Münster e.V. DMV erwartet zum vorletzten Rennen des Jahres rund 160 Teilnehmer. Die Fans von Europas beliebtester Langstreckenrennserie dürfen sich auf ein spannendes Rennen gefasst machen, denn während die einen schon für die kommende Saison arbeiten, geht es für die anderen noch um wichtige Zähler im Kampf um die Meisterschaft. Es ist sogar möglich, dass die Titelentscheidung beim „Schinkenrennen“, wie der Münsterlandpokal traditionell genannt wird, fällt.

Vor diesem Hintergrund gerät das Rennen um den Gesamtsieg am kommenden Samstag fast schon zur Nebensache – fast. Die Havaristen des letzten Rennens haben sich zum Teil wieder aufgerappelt. Wolfgang Land, Teamchef von Land Motorsport, ist zuversichtlich, den beim letzten Lauf verunfallten Porsche 911 GT3 RSR wieder an den Start zu bringen. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns, aber ich denke, wir bekommen den Wagen wieder hin“, so Land. „Wenn alles gut geht, wechseln sich am Samstag Marc Basseng (Waiblingen) und Patrick Simon (Wiesbaden) am Steuer ab.“ Nach einem adäquaten Ersatz mussten sich auch Jürgen und Uwe Alzen (beide Betzdorf) umsehen. Der Porsche 996 Turbo des Teams war beim DMV 250-Meilen-Rennen bei einem Unfall ebenfalls schwer beschädigt worden – ein Neuaufbau ist aus zeitlichen Gründen nicht realisierbar. „Wir starten mit einem modifizierten Porsche 911 GT3 aus dem Supercup“, erklärt Jürgen Alzen. „Damit soll dann auch Artur Deutgen (Duisburg) seine ersten Rennkilometer in unserem Team sammeln.“

Aus der knappen Zeit der Vorbereitung bei Alzen und Land können am kommenden Samstag die Mitstreiter Profit schlagen. Für das Team Manthey-Racing starten Timo Bernhard (Miesau) und Lucas Luhr (Monaco). Beide streben im Porsche GT3 MR für das Team aus Meuspath am Nürburgring den vierten Sieg des Jahres an. Mit Dirk Adorf (Hennef) / Hermann Tilke (Aachen), Georg Berlandy (Stromberg) / Reinhold Mölig (Genheim) und Dirk Riebensahm (Andernach) / Christopher Gerhard (Viersen) ist die V8STAR-Fraktion nahezu komplett vertreten und blickt voller Hoffnung in Richtung Podium. Dort wollen auch Andreas und Ralf Schall (beide Dornstadt) mit ihrem Opel Astra V8 Coupé hin, die als Viertplatzierte des letzten Laufes den Champagner der Sieger förmlich riechen konnten.

Den zweiten Porsche 911 GT3 in der Version 997 bringt Thomas Messer (Schmitten) am kommenden Samstag an den Start und leistet so Sabine Schmitz (Nürburg) und Klaus Abbelen (Tönisvorst) Gesellschaft. Das Duo Schmitz/Abbelen hat den aktuellen Sportwagen aus Stuttgart Zuffenhausen bereits bei den letzten zwei Rennen eingesetzt.

Hätte, wäre, wenn: Jetzt wird abgerechnet
Pikant gestaltet sich die Situation in der Meisterschaft. Thomas Ambiel (Flein), Thomas Brügmann (Altenahr) und Oliver Rövenich (Merzenich) liegen nach acht Rennen mit 60,47 Punkten an der Spitze der Wertung. Das Trio hat bei den VLN-Serienwagen bis 3.000 ccm Hubraum mit fünf Klassensiegen und zwei zweiten Plätzen konstant gepunktet. Bei einer durchschnittlich mit fünf Fahrzeugen besetzten Klasse zählen ihre Siege allerdings rechnerisch weniger, als die von Claudia Hürtgen (Aachen), die sich am Samstag das Cockpit des Schubert-BMW erneut mit Hans-Joachim Stuck (Ellmau) teilen wird. Nach acht Rennen liegt die gelernte Bankkauffrau mit sechs Klassensiegen in der Tabelle zwar noch hinter der Bonnfinanz-Mannschaft, weil sie sich einen Nuller geleistet hat. Gab bislang die Summe aller eingefahrenen Punkte den Ausschlag über die Position in der Tabelle, kommen ab dem 30. DMV-Münsterlandrennen zwei Streichresultate zum Tragen, mit denen jeder Teilnehmer die beiden schlechtesten Ergebnisse des Jahres eliminieren kann. Hürtgen reicht also ein weiterer Sieg in der mit durchschnittlich 23 Fahrzeugen stark besetzten Klasse der VLN-Specials bis 2.000 ccm Hubraum, um uneinholbar in Führung zu gehen.

Holger Pohlen (Geilenkirchen) könnte der Aachenerin den Titel noch streitig machen, denn auch er hat sechs Klassensiege auf seinem Konto. Allerdings ist die Klasse der alternativen Treibstoffe mit elf Fahrzeugen im Schnitt bei weitem nicht so stark besetzt. Pohlen kann nur dann für den ersten Titel eines Dieselfahrzeuges sorgen, wenn Hürtgen in den letzten beiden Rennen keinen Klassensieg mehr holt und er noch mindestens einmal am Ende ganz oben steht.

Zum Glück stehen noch zwei Rennen zwischen Sieg und Niederlage, denn sonst wäre die BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft schon entschieden. Es kann praktisch noch alles passieren. Vielleicht stehen am Ende Benjamin Koske (Büttelborn) und Vorjahresmeister René Wolff (Köln) ganz oben, oder Ludger Henrich (Schmitten) und Jürgen Schulten (Hamminkeln), oder vielleicht die derzeit Führenden des Honda Civic Type-R-Cup Norbert Bermes (Willich), Harald Thönnes (Mülheim-Kärlich) und Marcel Engels (Willich)…