Mit dem 29. DMV 250-Meilen-Rennen biegt die BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring auf die Zielgerade ein. Knisternde Spannung herrscht bei der Entscheidung um den Titel der Saison 2005. Nach sieben Rennen bestimmen zwei BMW-Teams aus der Gruppe der VLN-Serienwagen das Geschehen an der Tabellenspitze. Thomas Ambiel (Flein), Thomas Brügmann (Altenahr) und Oliver Rövenich (Merzenich) liegen mit 51,47 Punkten in Führung. Der Vorsprung auf die Verfolger Benjamin Koske (Büttelborn) und Vorjahresmeister René Wolff (Köln) beträgt dabei nur 0,03 Punkte. Über die Distanz von vier Stunden auf der 24,433 Kilometer langen Kombination aus Nürburgring Kurzanbindung und Nordschleife kämpfen zudem eine handvoll schneller Nordschleifenfüchse um den Gesamtsieg beim achten Lauf.
Der „einsame Wolf“ kehrt auf die Rennstrecke zurück: Artur Deutgen (Duisburg) verstärkt für die verbleibenden drei Rennen das Team Alzen Motorsport und startet zusammen mit Jürgen und Uwe Alzen (beide Betzdorf) im Porsche 996 Turbo. „Ich habe vor lauter Freude zwei Nächte lang nicht geschlafen“, gesteht der zweifache Familienvater, der beim ADAC 24h-Rennen seinen letzten Renneinsatz in diesem Jahr hatte. „In der Zwischenzeit habe ich die Rennen an der Nordschleife als Zuschauer verfolgt. Das war wirklich nett, aber jetzt bin ich froh, endlich wieder selber im Rennwagen zu sitzen. Der Porsche 996 Turbo ist eines der spektakulärsten und schönsten Fahrzeuge der Meisterschaft und ich will meinen Teil zu einem weiteren Sieg der Alzen-Truppe beitragen.“
Keine leichte Aufgabe, denn die Verteilung der Gesamtsiege in der laufenden Saison ist ausgeglichen. Je zwei Erfolge feierten die Teams Land-Motorsport, Manthey-Racing und Alzen-Motorsport. Die Ausgangsbasis lässt gleich mehrere Möglichkeiten der Interpretation zu. Möglichkeit eins: Die Mannschaft rund um Teamchef Wolfgang Land, Gewinner der ersten beiden Rennen, ist jetzt wieder am Zug. „In einem Rennen über vier Stunden kann viel passieren, vor allem wenn es am Samstag zu wechselnden Wetterbedingungen kommen sollte“, sagt Marc Basseng (Waiblingen), der neben Mike Rockenfeller (Neuwied) den Porsche 911 GT3 RSR von Land-Motorsport pilotieren wird. „Wir haben mit unserem Porsche in diesem Jahr einen großen Schritt nach vorne gemacht und ich bin zuversichtlich, dass wir an der Spitze ein Wörtchen mitreden können.“
Die zweite Möglichkeit in diesem kleinen Exkurs in die Wahrscheinlichkeitsrechnung: Jetzt sind andere am Zug. Johannes Scheid (Kottenborn), Oliver Kainz (Kottenheim) und Dennis Rosteck (Porta Westfalica) stehen mit ihrem BMW M3 GTRS ebenso bereit, wie Chris und Peter Mamerow (beide Castrop-Rauxel) im Porsche 911 GT3 RS. „Wenn unser Renntruck nach dem Gastspiel des Porsche Carrera Cup rechtzeitig aus der Türkei zurück ist, kommt am Ring wieder das Vater-Sohn-Team zum Einsatz“, erklärt Chris Mamerow. „Beim Vier-Stunden-Rennen stehen normalerweise drei Turns auf dem Programm. Allerdings muss man in der Eifel im Oktober mit allem rechnen, da ist da Rennen unkalkulierbar. So ein Mischmasch-Wetter kommt mir aber eigentlich entgegen. Wenn wir da von Anfang an dabei sind, ist alles möglich. Realistisches Ziel ist das Siegerpodest.\“
Gleich zwei heiße Eisen hat Zakspeed-Racing im Feuer. Nach einem Totalschaden der Dodge Viper GTS-R mit der Startnummer 77 beim letzten Rennen, geht Dr. Hans-Peter Huppert-Nieder (Blieskastel) jetzt zusammen mit Sascha Bert (Ober-Ramstadt) und Teamchef Peter Zakowski (Niederzissen) im rot-weißen Schwesterauto an den Start. Ebenfalls unter der Bewerbung des Traditionsrennstalls aus Niederzissen sind Christopher Gerhard (Viersen) und Dirk Riebensahm (Andernach) im V8STAR Jaguar mit von der Partie.
Für eine Top-Platzierung kommen unter anderem Sabine Schmitz (Nürburg) und Klaus Abbelen (Tönisforst) beim zweiten Einsatz im Porsche 911 GT3 (Version 997), Wolfgang Destreé (Zornheim) und Kersten Jodexnis (Hannover) im Porsche 911 GT3 oder Michael Bäder (Ofterdingen) und Tobias Hagenmeyer (Köln) im schnellen BMW M3 in Frage.
Besuch aus dem Orient – Die Nordschleife zieht alle in ihren Bann
Jaber Ali Khalifa Alkhalifa (Bahrain) startet zusammen mit Frank Schumm (Heilbronn) und Jürgen Wohlfarth (Murrhardt) zum zweiten Mal in diesem Jahr in der Langstreckenmeisterschaft im seriennahen BMW M3 in der Klasse der VLN-Serienwagen bis 3.000 ccm Hubraum. Beim 24h-Rennen im Mai belegte der Neffe des Königs von Bahrain im gleichen Auto den 25. Platz im Gesamtklassement. „Ich bin absolut vom Nordschleifen-Virus infiziert“, sagt Jaber, der in seiner Heimat bei der Luftwaffe des Emirats einen F16-Kampfjet fliegt. „Das Angebot, nach dem 24h-Rennen noch einen weiteren Lauf im Rahmen der Langstreckenmeisterschaft zu bestreiten, habe ich sehr gerne angenommen.“ In der Zwischenzeit hat er viel trainiert – virtuell: „Auf meiner PlayStation 2 habe ich bei dem Spiel Gran Turismo 4 mittlerweile unzählige Runden Nordschleife hinter mir. Ich kann von dieser Rennstrecke einfach nicht genug bekommen.“
7 + 2 = 10
Von den zehn Rennen der Saison 2005 werden am Ende effektiv sieben gewertet. Der erste Lauf im März (54. ADAC-Westfalenfahrt) wurde bei einsetzendem Nebel abgebrochen und geht nicht in die Wertung ein, da die zur Wertung erforderliche Distanz nicht zurückgelegt wurde. Die VLN (Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring) hat beschlossen, den Teilnehmern dennoch zwei Streichresultate für die verbleibenden neun Rennen anzurechnen. Der zweite Lauf (30. DMV-4-Stunden Rennen), der nach plötzlichem Schneefall in der Nacht nicht gestartet werden konnte, wird am 5. November nachgeholt.