Stuck zieht den Nürburgring Bahrain vor – Top-Besetzung beim ersten Lauf zur Langstreckenmeisterschaft

NÜRBURGRING. Die Rennsaison auf dem Nürburgring beginnt mit einem Top-Ereignis. Für die ADAC Westfalenfahrt, erster von zehn Läufen zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2004, sind 163 Fahrzeuge gemeldet. Die Werkswagen von Audi, BMW und Opel stehen im Mittelpunkt des Interesses, sind aber keineswegs die alleinigen Favoriten für den Tagesgesamtsieg. Das Beste, was die attraktivste und erfolgreichste Breitensport-Rennserie Europas zu bieten hat, ist am Start. Das Rennen geht über die Distanz von 3,5 Stunden und wird auf der 24,433 Kilometer langen Kombination aus Nürburgring-Nordschleife und der Sprintstrecke des Grand-Prix-Kurses gefahren.

Hans-Joachim Stuck (Ellmau) verzichtet auf einen Einsatz als TV-Kommentator beim Premieren-Grand-Prix der Formel 1 in Bahrain. Stattdessen fährt der „Strietzel“ auf dem Nürburgring, seiner Lieblingsrennstrecke, den ersten Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2004, zusammen mit Dirk Müller (Monaco) auf einem BMW M3 GTR von BMW Motorsport. Der lange Bayer will „die Kuh fliegen lassen“, wie er es schon oft auf der schönsten und schwierigsten Rennstrecke der Welt getan hat. Das werden er und Müller auch müssen, wenn nach dreieinhalb Stunden ein Platz auf dem Podest herauskommen soll. Denn mit Audi Sport Team Abt und Opel Phoenix Racing sind zwei weitere Werksteams am Start. Den Abt-Audi TT-R fahren Karl Wendlinger (Österreich), Patrick Huisman (Niederlande) und Frank Stippler (Bad Münstereifel). Opel-Sportchef Volker Strycek (Dehrn), der von Mercedes ins Opel DTM-Team gewechselte Schweizer Marcel Fässler und Marcel Tiemann (Monaco), wie Strycek im vergangenen Jahr Mitglied des Oper-Siegerteams beim ADAC-24-Stunden-Rennen, fahren das Astra V8 Coupé. Andreas und Ralf Schall, Vater und Sohn aus Dornstadt, fahren mit dem gleichen Typ ihr erstes Rennen in einem Auto mit dem Blitz im Kühlergrill, nachdem sie zehn Jahre lang mit dem Stern aus Untertürkheim verbandelt waren. In derselben Klasse wie die Genannten (E1) fahren auch Ulrich Galladé/Dirk Adorf (Wetter/Altenkirchen) mit einem Jaguar V8STAR. Im vergangenen Jahr konnten Hermann Tilke (Aachen) und Adorf (Altenkirchen) mit einem Jaguar V8STAR einen Lauf als Gesamtsieger beenden. Galladé konnte bei diesem Rennen wegen einer Handverletzung nicht starten, gab aber als Teamchef keine schlechte Figur ab. Im Vergangenen Jahr wurde der Jaguar V8STAR vom Team Sagarage eingesetzt, in dieser Saison ist Recaro-Raeder-Motorsport für das technische Wohl und Wehe verantwortlich.

Den Saisonstart auf dem Siegerpodest beenden können und wollen auch andere. Zum Beispiel Johannes Scheid (Kottenborn), Oliver Kainz (Kottenheim) und Mario Merten (Nürburg) mit dem BMW M3 GTRS von Scheid Motorsport. Johannes Scheid hat keinen Winterschlaf gehalten, sondern in seiner Kottenborner Garage viel gearbeitet. Der „Eifelblitz“ genannte BMW mit dem weit über 400 PS starken 4-Liter-Achtzylinder wurde durch einen neukonstruierten Unterboden und weitere Details aerodynamisch verbessert. Auch der Duisburger Artur Deutgen ist wieder am Start, wie gewohnt auf einem BMW M3 von Dolate Motorsport. Ungewohnt ist aber, dass der Kettenraucher nicht als „einsamer Wolf“ antritt, sondern sich die 3,5 Stunden mit dem Waiblinger Werner Fischer teilt.

Zu den Top-Favoriten zählen gleich mehrere Porsche-Teams, an ihrer Spitze die Westerwälder Brüder Uwe und Jürgen Alzen und Michael Bartels (Monaco) auf dem Aufsehen erregenden Porsche 996 GT 2. Kaum weniger siegverdächtig ist der von Wilhelm Dieter Kern (Bretzfeld) und Bert Lambrecht (Belgien) pilotierte und von Manthey Racing (Meuspath) eingesetzte Porsche 996 GTR3 MR.

The Viper is back – die Zakspeed Viper ist wieder am Start, zweifellos unter der Rubrik „Exoten“ einzuordnen und mit acht statt der in den vergangenen Jahren üblichen zehn Zylindern. Das Reglement der Langstreckenmeisterschaft lässt maximal 6,2 Liter Hubraum zu. Mit zehn Töpfen hat die Viper aber acht Liter Hubraum. Fahren werden Dr. Hans-Peter Huppert-Nieder/Werner Mohr/Markus Großmann (Blieskastel/St. Ingbert/Adenau). Huppert-Nieder und Mohr werden das erste Rennen vor allem nutzen, um Erfahrung zu sammeln, für einen Gesamtsieg kommen sie nicht in Frage.

Eine unbekannte Größe ist (noch) der von Recaro-Raeder-Motorsport eingesetzte und von Elmar Daegener/Jonathan Price (Darmstadt/England) gefahrene Mitsubishi Lancer EVO 8. Für eine Überraschung könnte dieses Fahrzeug durchaus gut sein.

Heinz-Otto und Jürgen Fritzsche sind die amtierenden Meister. Das Zwillingspaar aus Hückeswagen tritt zur Titelverteidigung an und vertraut dabei auf bewährtes Material und Personal. Die Fritzsches fahren in der Klasse der VLN-Serienwagen bis 1850 ccm Hubraum wieder einen Opel Corsa Sport von Erfolgstuner Kissling Motorsport und hoffen auf viele Siege gegen viele Gegner. Denn beides ist Voraussetzung für einen erneuten Titelgewinn. Im Meisterschaftskampf zählen die in der jeweiligen Klasse erreichten Erfolge, und Punkte werden nach der Teilnehmerzahl vergeben – je mehr Mitbewerber, desto mehr Punkte. Richtig abkassieren werden bei der ADAC Westfalenfahrt die Sieger in der Klasse N3 (VLN-Gruppe N/DN) bis 2000 ccm Hubraum. 19 Autos sind hier gemeldet.

Mit 15 Fahrzeugen ist auch die Klasse der VLN-Specials bis 2500 ccm Hubraum „Gewinn versprechend“ besetzt. Hier sollten die Fans ein Auge auf den Volvo S60 von Mühlner Motorsport haben. Der Kölner Ullrich Andrée und der in Luxemburg lebende dänische Rennprofi Kurt Thiim sind Nordschleife-erfahren, und der Volvo hat bei den letzten Rennen der Saison 2003 mit Schnelligkeit und Standfestigkeit geglänzt.

Wer letztlich den Tagesgesamtsieg einfährt und welche Fahrer mit Erfolgen in den einzelnen Klassen vielleicht den Grundstein für einen Titelgewinn legen, wird auf der Rennstrecke entschieden. Aber schon vor dem ersten Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2004 steht fest: Selten hat eine Saisoneröffnung auf dem Nürburgring mehr Spannung und mehr hochkarätigen Motorsport versprochen als die 53. ADAC Westfalenfahrt.

Der Zeitplan: Samstag, 3. April, 8.30 Uhr bis 10 Uhr Zeittraining, 12 Uhr Start zum Rennen über 3,5 Stunden.