„Müssen hegen und pflegen“ – Gespräch mit VLN-Promotor Karl-Heinz Gürthler

Die Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring VLN kann auf eine erfolgreiche Saison 2003 zurückblicken. Am 3. April startet die populärste Langstreckenrennserie Europas mit der ADAC-Westfalenfahrt in ihre neue, die 28. Runde. Wir blicken im Gespräch mit VLN-Promotor Karl-Heinz Gürthler auf die vergangene und die kommende Saison.

Am 3. April beginnt für die VLN die 28. Saison. Wir möchten Sie bitten, eine kurze sportliche Bilanz der vergangenen 27. Saison zu ziehen.
Ich finde es schön, dass die Meister wieder aus einer Serienwagen-Klasse kommen. Die Serienwagen müssen wir besonders pflegen, sie bilden das Fundament unserer Serie. Aber wir haben natürlich auch – besonders in der Vorbereitung auf das 24-Stunden-Rennen – viele andere interessante Autos auf der Strecke gesehen. Eine echte Bereicherung für die Langstreckenmeisterschaft war aus meiner Sicht der Jaguar V8STAR von Dirk Adorf, Hermann Tilke und Ulrich Galladé.

Während viele Rennserien über rückläufige Starterzahlen klagen, konnte die BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft mit insgesamt 924 gestarteten Fahrerinnen und Fahrern gegenüber der Saison 2002 sogar noch etwas zulegen. Worauf führen Sie den anhaltenden Erfolg zurück?
Am wichtigsten ist wohl der finanzielle Aspekt. Im Vergleich zu anderen Serien ist bei uns Motorsport zum relativ günstigen Preis möglich. Unsere Rennen sind Tagesveranstaltungen, dadurch bleiben auch die Nebenkosten kalkulierbar.

Das konstante Reglement trägt zur großen Attraktivität der Serie bei. Wie sehen die Regeln für die kommende Saison aus? Sind Änderungen geplant, wenn ja, welche?
Wir haben im letzten Jahr gemeinsam mit dem ADAC Nordrhein, der ja das 24-Stunden-Rennen veranstaltet, ein festes Reglement erarbeitet. Im Vergleich zur vergangenen Saison hat sich allerdings nichts Entscheidendes geändert. Wesentlich ist, dass VLN und ADAC Nordrhein dieses Reglement auf drei Jahre festgeschrieben haben, das heißt, unsere Teilnehmer können bis einschließlich 2006 mit diesen Regeln planen.

Konstanz herrscht auch, was die Sponsoren angeht. Einige Verträge wurden jetzt wieder verlängert. Können Sie uns Details nennen?
Natürlich herrscht bei der Veranstaltergemeinschaft große Freude darüber, dass sich unser Titelsponsor BFGoodrich Tires für weitere zwei Jahre verpflichtet hat. Auch Galladé hat im vergangenen Jahr um vier Jahre verlängert. Der Vertrag mit H&R läuft erst in zwei Jahren aus, man hat uns aber bereits signalisiert, dass man auch nach diesem Termin in der Langstreckenmeisterschaft weitermachen möchte. Ein langjähriger Sponsor ist leider Ende der vergangenen Saison abgesprungen, wir stehen aber schon in intensiven Verhandlungen mit einem möglichen Nachfolger.

Was macht Ihrer Meinung nach die Serie für Sponsoren so interessant?
Im Prinzip dasselbe wie für unsere Teilnehmer. Ich kann da nur auf die vorhin schon angesprochenen Punkte hinweisen: interessante Starterfelder, günstige Kosten, Konstanz.

Neben den zahlenden Sponsoren hat die VLN in den letzten Jahren zahlreiche so genannte Partner gewonnen. Wie darf man in diesem Zusammenhang Partnerschaft verstehen?
Firmen, die eine Partnerschaft mit der VLN eingehen, identifizieren sich mit der Serie und den Fahrzeugen, und sie bekennen sich klar zum Breitensport. Unsere Partner bringen in erster Linie Sachwerte und Leistungen in die Serie ein. Unser Ziel ist es, durch die gemeinsamen Aktivitäten von Partnern und Sponsoren die Lasten zu verteilen und so die Kosten zu senken. Auf lange Sicht wünschen wir uns natürlich, dass aus Partnern Sponsoren werden.

Mit der neuen Saison sind auch neue Partner zur Serie gestoßen. Bitte stellen Sie uns diese Unternehmen kurz vor.
Mit Opel und BMW konnten wir zwei Werke als Partner neu hinzugewinnen, Ford hat angekündigt, das bisherige Engagement noch zu verstärken. Neu dabei sind auch stand 21, die uns im Bereich Rennbekleidung und Fahrersicherheit unterstützen werden, mit Metabo ein sehr renom¬mierter Werkzeughersteller und die Softwareschmiede KKonline. Ich möchte aber an dieser Stelle auch die Gelegenheit nutzen, einem unserer „alten“ Partner ganz besonders herzlich zu danken, nämlich Honda. Die haben sich wirklich beispielhaft engagiert und sehr viel für unsere Serie getan.

Welche Kriterien sind ausschlaggebend für eine Partnerschaft? Was muss ein VLN-Part¬ner mitbringen?
Wie bereits erwähnt, Identifikation mit der Serie und den Wunsch, ein Zeichen zu setzen in Richtung Breitensport. Ganz wichtig ist es für unsere Partner, den Zuschauer an der Strecke zu erreichen und zu überzeugen – und unser Publikum ist ebenso kritisch wie sachkundig. Und wichtig ist schließlich auch die Liebe zur Strecke selbst: Wir möchten gemeinsam mit unseren Partnern und Sponsoren weiterhin Motorsport auf höchstem Niveau auf der Nordschleife garantieren.

Zum Schluss möchten wir auf den Sport zurückkommen. In den letzten Wochen wurde heftig spekuliert, Spitzenfahrer und Spitzenfahrzeuge seien in der kommenden Saison besonders zahlreich in der Langstreckenmeisterschaft vertreten. Können Sie uns sagen, welche Highlights die Zuschauer rund um die Nordschleife erwarten?
Uwe Alzen hat ja bereits angekündigt, dass er bei den meisten Rennen starten wird. In den Klassen „24h Spezial“ und „Cup“ werden einige sehr interessante Porsche zu sehen sein. Auch der V8STAR von Adorf/Tilke/Galladé wird in der kommenden Saison wieder eine feste Größe in unserer Serie sein. Ich weiß, dass es Gerüchte gibt, es kämen noch weitere V8STAR-Fahrzeuge in die VLN, aber das sind bisher wirklich nur Gerüchte. Na¬türlich sind wir für diese Fahrzeuge offen, und wir sähen sie auch gerne bei uns. In der Vorbereitungsphase auf das 24-Stunden-Rennen werden wir sicher auch wieder verschiedene modifizierte DTM-Boliden sehen. Aber ich möchte hier nicht nur über Super-Autos und Fahrerprominenz reden. Mein besonderes Augenmerk gilt den kleinen Hubraumklassen und den Serienwagen. Ich sage es noch einmal: Die müssen hegen und pflegen. Denn das sind die Kategorien, die unsere Starterfelder füllen und mit denen sich unsere Zuschauer identifizieren.