Alle drücken sich um die Favoritenrolle – In der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft steigt die Spannung
NÜRBURGRING. Siebter Lauf zur insgesamt elf Rennen umfassenden BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring. Am Samstag, 26. Juli wird auf der 24,433 Kilometer langen Kombination aus „Grüner Hölle“ Nordschleife und Kurzanbindung der Grand-Prix-Strecke das 26. RCM-DMV-Grenzlandrennen gefahren. Veranstalter ist der Rheydter Club für Motorsport. 153 Fahrzeuge sind gemeldet. Die populärste europäische Breitensport-Rennserie befindet sich damit weiterhin auf hohem Teilnehmer-Niveau. Mit dem siebten Lauf geht die Meisterschaft noch nicht in den Schlussspurt, aber gerechnet wird schon fleißig. Vor allem bei den Favoriten für den Titelgewinn der 27. Saison der Serie, die 1977 von der Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring (VLN) ins Leben gerufen wurde. Favoriten?
Keiner von denen, die durch den augenblicklichen Tabellenstand als Favoriten gelten können, wird zugeben, dass er sich so fühlt. In den meisten Fällen durchaus zu Recht, denn der Wertungsmodus ist so ausgelegt, dass der Titelträger meist erst nach dem letzten Rennen feststeht. Entscheidend sind die Erfolge, die der Fahrer in seiner Klasse erzielt. Dabei spielt die Anzahl der startenden Konkurrenten eine Hauptrolle. Je mehr Fahrzeuge in der Klasse, desto höher die Punktzahl für Sieger und Platzierte. Außerdem hat in diesem Jahr jeder Teilnehmer drei Streichresultate. Nur die acht besten Ergebnisse werden gewertet. Das ist auch der Grund dafür, dass niemand in die Favoritenrolle schlüpfen will – oder kann.
Dabei sieht es für die derzeitigen Spitzenreiter nicht schlecht aus: Die Remscheider Dr. Thomas Stoltz und Andreas Motte starten mit einem BMW M3 in der Klasse der Serientourenwagen bis 2500 Kubikzentimeter Hubraum, die in den bisherigen Läufen stets gut besetzt war. Das kann von der Klasse Porsche Carrera Cup 2002 nicht gerade gesagt werden. Hier fahren Paul Hulverscheid aus Wipperfürth und sein belgischer Partner Bert Lambrecht, derzeit Dritte hinter Stoltz/Motte. Die Remscheider kamen im sechsten Lauf nur zu 6,79 Punkten. „Die werden wohl am Schluss eines unserer Streichresultate sein“, sagt Motte und gibt damit zu, dass er und Stoltz weitere Ergebnisse mit einer Neun vor dem Komma anstreben. Das hat auch Andreas Mäder (Großkugel) vor. Er fährt in der Klasse VLN Specials bis 2000 ccm einen Honda S2000. Hier gibt es besonders viele Punkte zu holen, ist die Klasse doch die stärkste im ganzen Feld. 19 Fahrzeuge waren hier beim sechsten Lauf am Start. Aber Mäder hat bereits drei Rennergebnisse mit weniger als neun Punkten und muss deshalb jetzt auf „Neuner-Jagd“ gehen und dabei erfolgreich sein.
Mehr Chancen, Nachfolger des Nürburgers Mario Merten als BFGoodrich-Langstreckenmeister zu werden haben die Zwillinge Heinz-Otto und Jürgen Fritzsche aus dem bergischen Hückeswagen. In der Addition haben beide zusammen bereits fünf VLN-Meistertitel gewonnen. In diesem Jahr fahren sie in der VLN-Serienwagen-Klasse bis 1850 ccm Hubraum einen Opel Corsa Sport von Tuner Kissling. Die Klasse ist gut besetzt, weshalb die bergischen Zwillinge bei ihren bisher fünf Klassensiegen stets reichlich Punkte abkassierten. Mit einer Nullrunde im dritten Lauf haben sie ihr Streichresultat aber bereits verbraucht. Sie können sich aber, vorausgesetzt sie gewinnen von den fünf noch zu fahrenden Läufen drei, noch zwei weitere Nuller leisten und dennoch Meister werden. Aber auch das ist Theorie, denn die Konkurrenten der Fritzsches wissen ebenfalls, wozu das Gaspedal da ist. Deshalb wird es sich lohnen, beim RCM DMV-Grenzlandrennen diese Klasse besonders im Auge zu behalten. Genauso wie den Kampf um den Tagesgesamtsieg.
Mit nur 0,3 Sekunden vor dem Porsche-Piloten Peter Mamerow (Castrop-Rauxel) gewannen Johannes Scheid/Oliver Kainz/Mario Merten (Kottenborn/Kottenheim/Nürburg) den sechsten Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2003. Der BMW M3 GTRS von Scheid-Motorsport fuhr damit nach einer langen, oft vom Pech beeinflussten Durststrecke wieder einmal als Sieger ins Ziel. Damit gehört er auch bei Lauf Nummer sieben zu den Favoriten. Top-Favorit ist aber der Super-Porsche 996 von Jürgen Alzen. Und top ist auch die Besetzung: Jürgen Alzen/Arno Klasen/Uwe Alzen (Kausen/Karlshausen/Betzdorf). Uwe Alzen steht dabei im Blickpunkt der Fans. „Wie schnell wird er dieses Mal die VLN-Runde fahren?“, fragen sie sich. Nicht weniger beliebt als Alzen ist bei den Nordschleifen-Experten Olaf Manthey. Als „Nur-Teamchef“ hat er es nicht lange ausgehalten, seit dem letzten Rennen greift er auch wieder selbst ins Lenkrad des von ihm in seinem Meuspather Betrieb aufgebauten Porsche mit den Typen-Initialen MR für Manthey-Racing. Mit Wilhelm Kern (Großaspach) hat Manthey einen schnellen Partner.
Immer besser in Fahrt kommt in den Rennen zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft der Jaguar V8STAR von Dirk Adorf/Hermann Tilke/Ulrich Galladé (Altenkirchen/Aachen/Werl). Im sechsten Lauf kam der 500-PS-Bolide mit dem kernigen Achtzylinder-Sound auf den dritten Platz. Mit etwas Glück ist auch ein Gesamtsieg möglich.
Der Kampf um den Tagesgesamtsieg und die Entscheidungen in den einzelnen Klassen werden auch beim RCM-DMV-Grenzlandrennen die vielen VLN-Fans zufrieden stellen. Für sie gibt es schon längst keine schönere Samstaggestaltung als ein Rennen zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft zu besuchen. Denn diese Meisterschaft hält, was sie verspricht: Motorsport der interessantesten Art auf der schönsten und schwierigsten Rennstrecke der Welt.
Zeitplan: Samstag, 26. Juli, 8.30 Uhr bis 10 Uhr Zeittraining, 12 Uhr Start zum Rennen über vier Stunden.