NÜRBURGRING. Dreifacher Porsche-Erfolg im dritten Lauf zum Deutschen Veedol Langstreckenpokal 2000 auf dem Nürburgring. Der Dortmunder Ulrich Galladé und Olaf Manthey (Bonn) gewannen auf Porsche 996 GT2 den ACAS-ADAC-Bilstein-Cup, ein Rennen über vier Stunden auf der 23,8 Kilometer langen Kombination aus der Nordschleife und der Kurzanbindung des Nürburgring-Grand-Prix-Kurses. Sie fuhren 26 Runden und wurden nach 4:03:03.170 Stunden als Gesamtsieger abgewinkt. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 162,76 km/h. Für das Duo war es der erste Gesamtsieg in dieser Saison. Das Westerwälder Brüderpaar Jürgen und Uwe Alzen kam mit einem Porsche GTR auf Rang zwei vor Michael Eschmann/Paul Hulverscheid (Gummersbach/Wipperfürth) auf Porsche 996. Johannes Scheid (Kottenborn) und Kurt Thiim (Dänemark) wurden als bestes Nicht-Porsche-Team auf BMW M3 Vierte.
In ihrem 12. VLN-Rennen sah die Oreca Chrysler Viper von Hans-Jürgen Tiemann/Peter Zakowski (Soltau/Niederzissen) nicht die Zielflagge, die ihr vorher elf Mal in Folge als erstem Fahrzeug gezeigt worden war. Wegen starker Vibrationen im Bereich der Hinterachse verschwand die „gelbe Schlange“ nach 14 Runden in der Box.
Dass es eine neue, geräumige Box war, wird Tiemann und Zakowski zwar kein persönlicher Trost gewesen sein. Für den Nürburgring bedeutet das vergrößerte Raumangebot aber einen Meilenstein in seiner Geschichte und ein bedeutender Schritt zur Sicherung der Pole Position innerhalb der großen Rennstrecken. Für die VLN-Organisatoren war die Tatsache, dass die neue Boxenanlage mit einem Lauf zum Veedol Langstreckenpokal eröffnet wurde auch eine Anerkennung ihrer Arbeit und der Bedeutung der Serie für den Breitensport seit dem ersten VLN-Jahr 1977.
Mit der Eröffnung der neuen Boxenanlage und der nun 14 Meter breiten Boxengasse kehrte der Veedol Langstreckenpokal zur Normalität zurück. Bei den beiden ersten Rennen der Saison 2000 hatte man sich mit Provisorien für Boxen und Fahrerlager behelfen müssen. Die Rennleitung dankte jetzt Fahrern und Teams für das gezeigte Verständnis. Dass der VLN durch die vorausgegangenen „Behelfsmaßnahmen“ nicht seine Anziehungskraft verloren hat, zeigen Zahlen: 140 Fahrzeuge fuhren das Training zum ADAC Bilstein Cup, 131 Autos starteten (in drei Startgruppen) zum Rennen. Genau 100 erreichten in Wertung das Ziel.
Bereits im Training deutete sich an, dass es keinen Alleingang der mit 100 Kilogramm Gewichtsaufstockung im wahrsten Sinne des Wortes belasteten Chrysler Viper geben würde. Olaf Manthey holte mit 8:34.130 Minuten (177,56 km/h) die Pole Position vor Uwe Alzen (34:34.240 Min/177,73 km/h). Peter Zakowski stellte die Viper mit 8:51.60 Min auf den dritten Rang vor Kurt Thiim, der den Scheid-BMW mit 8:52.150 in die zweite Startreihe fuhr.
Das Rennen: Angesichts einer von zum Teil sehr starken Schauern nassen Strecke starten fast alle Teams mit Regenreifen. Drei Porsche schießen nach dem fliegenden Start nebeneinander aufs Castrol-S zu, Manthey übernimmt die Führung vor Alzen, an dem sich kurz darauf aber bereits Peter Zakowski mit der Viper vorbeiquetscht, nachdem er vorher den Porsche von Wolfgang Destree (Zornheim) überholt hat. Olaf Manthey fährt „wie in alten Zeiten“, lässt den Porsche im Drift durch die Kurven „fliegen“, dass die über 16.000 Fans an der Strecke hell begeistert sind. Mantheys Fahrt ist nicht nur „für die Galerie“, sondern von Peter Zakowski herausgefordert. Dessen Viper klebt am Heck des Manthey-Porsche. Eingangs der sechsten Runde ist dann der Führungswechsel fällig. Zakowski wehrt einen prompt folgenden Konterversuch von Manthey ab, der aber wieder führt, nachdem die Viper nach dieser Runde zum Reifenwechsel, inzwischen ist die Strecke fast trocken, an die Box kommt. Eine Runde später kommt Manthey herein. An der Spitze fährt nach acht Runden Uwe Alzen. Der Betzdorfer zeigt seine fahrerische Extraklasse mit konstant schnellen Rundenzeiten, fährt später mit 8:27.430 (179,91 km/h) auch die schnellste Runde des Rennens. An zweiter Stelle die Viper. Die steuert jedoch Tiemann außerplanmäßig und unorthodox an die Box. Das Auto schlingert und verliert genau vor der Box das linke Hinterrad. Zakowski geht ins Rennen, gibt aber wenig später auf.
Damit ist aber nicht die Spannung raus. Es wird weiter verbissen gekämpft. Nach 15 Runden führt Thiim vor sechs Porsche. Erst nach insgesamt 18 gefahrenen Runden übergibt Thiim den BMW an Scheid. Uwe Alzen hat zwischenzeitlich wieder die Spitze erobert, übergibt an seinen Bruder Jürgen, Manthey hat Galladé am Steuer abgelöst und macht sich auf die Jagd nach der Spitze. Nach 21 Runden trennen ihn nur noch 7 Sekunden vom Alzen-Porsche. Kein großes Problem für Manthey, der schließlich sicher vor den Alzens gewinnt. Bis ins Ziel gibt es dagegen noch einen verbissenen Kampf um Platz vier zwischen Johannes Scheid und Wolfgang Destree. Scheid gewinnt mit knapp drei Zehntelsekunden Vorsprung.
Ein Rennen, das in der VLN-Geschichte zu den Höhepunkten gezählt werden kann. Nicht nur, weil mit ihm die neue Boxenanlage am Nürburgring eröffnet wurde. Die fand im übrigen bei allen Beteiligten viel Lob. Vor allem auch deshalb, weil sie nicht nur auf die Formel 1 fixiert ist, wie die funktionierenden Tanksäulen an den Boxen beweisen. Die VLN hat sich für die besonderen Beachtung des Breitensports mit einem spannenden Rennen bedankt und ihre Stellung als bedeutendste Langstrecken-Rennserie Europas untermauert.
Rennergebnis ACAS-ADAC-Bilstein-Cup, Plätze 1 bis 10:
1. Ulrich Galladé/Olaf Manthey (Dortmund/Bonn), Porsche 996 GT2, 26 Runden in 4:03:03.170 Stunden (162,76 km/h); 2. Jürgen Alzen/Uwe Alzen (Kausen/Betzdorf), Porsche GT3R, 4:03:52.660 Std; 3. Michael Eschmann/Paul Hulverscheid (Gummersbach/Wipperfürth), Porsche 996, 4:09:50.690 Std; 4. Johannes Scheid/Kurt Thiim (Kottenborn/Dänemark), BMW M3 E36 GTRS, 4:10:04.390 Std, 5. Wolfgang Destree/Gerd Winter (Zornheim/Wilmsdorf), Porsche 911 RSR, 4:10:04.650 Std; 6. Klaus-Peter Hesse/Thomas Wiedemeier (Menden/Möhnesee), Porsche 993 RSR, 4:12:04.110 Std; 7. Wilhelm Kern/Axel Rohr (Kleinaspach/Waldsee), Porsche 996 Cup, 1 Runde zurück; 8. Meinhard Rittmeier/Carl Reh (Wermelskirchen/Trier), Porsche 993 RSR, 1 R; 9. Frank Klaas/Michael Irmgartz (Frankfurt/Neuwied), Porsche 993 Cup; 10. Edgar Dören/Karl-Christian Lück (Wuppertal/Wiehl), Chevrolet Corvette, 1 R.
Stand der Gesamtwertung Veedol Langstreckenpokal nach drei Läufen (Positionen 1 bis 11):
1. Jens Lührsen (Wildeshausen), Uwe Unteroberdörster (Lohmar), Suzuki Swift, 28,38 Punkte; 3. Harald Thönnes (Mülheim-Kärlich), VW Polo 16 V, 27,55 P; 4. Johannes Scheid (Kottenborn), Kurt Thiim (Dänemark), BMW M3 E36 GTRS, 26,92 P; 6. Friedrich Burgmann (Essen), Jürgen Burghoff (Hattingen), BMW 320i, 26,42 P; 8. Dino Drössiger (Bochum) Honda Civic,26,23 P; 9. Wilfried Schmitz (Setterich), Bernd Degner (Leichlimgen) Honda Civic, 25,36 P; 11. Marcel Hoppe (Lennestadt), Thorsten Schwarz (Lohmar), Suzuki Swift, 25,16 P.